Und wie „ihr“ Boden, so sind auch die Menschen: herb, rau und hart zu nehmen. Vor dem brutalen Phil sind seine Söhne geflüchtet. Sie waren sowieso Nichtsnutze, meint er. Josie dagegen ist ein ganzer Kerl und bietet ihrem Vater sowohl verbal wie körperlich Paroli. Also leben Josie und Phil in zweisamer Zwietracht und gestalten sich ihr Ende der Welt in einem Kräftemessen von Beschimpfung und gut gemeinten Böswilligkeiten.
Und dann gibt es noch den ehemaligen Broadwayschauspieler James Tyrone jr. – ihren Nachbarn und Verpächter. In einer nächtlichen Begegnung zwischen Josie und James Tyrone gelingt es ihm, der rettungslos dem Alkohol und seinen Schuldgefühlen verfallen ist, den Geistern der Vergangenheit für kurze Zeit zu entfliehen. Je besser sich das Paar während ihres Zusammenseins unter dem fahlen Licht des Mondes versteht, desto mehr entfernen sie sich als Liebende voneinander.
„Ein Mond für die Beladenen“ greift noch einmal das Schicksal von O‘Neills älterem Bruder Jamie auf, den er bereits in „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ porträtierte. Das Schauspiel, in dessen Mittelpunkt eine der ungewöhnlichsten Liebesszenen der Weltliteratur steht, erzählt von verschrobenen Verlierertypen, die sich verlieben, die Angst haben, Liebe zu geben oder zu empfangen, die Liebe bekommen und gleichzeitig entbehren, und handelt dabei den von ihm immer wieder thematisierten Gegensatz zwischen Illusion und Wirklichkeit fast versöhnlich ab.
Nach zahlreichen Regiearbeiten im deutschsprachigen Raum war Matthias Fontheim als Regisseur und Leitungsmitglied am Niedersächsischen Staatsschauspiel Hannover engagiert, anschließend am Bayerischen Staatsschauspiel München. 2000/2001 übernahm er die Intendanz des Schauspielhauses Graz, 2006/2007 die Intendanz des Staatstheaters Mainz, wo er sich mit „Motortown“ von Simon Stephens und „Onkel Wanja“ von Anton Tschechow dem Publikum auch als Regisseur vorgestellt hat.
Inszenierung Matthias Fontheim
Bühne und Kostüme Susanne Maier-Staufen