Vieles, was seine wenig später komponierten Opern Rigoletto oder La traviata musikalisch auszeichnet, hat seine Wurzeln in diesem früheren Musiktheater.
Auch das konfliktträchtige Verhältnis von Vater und Kind, zentrales Moment nicht nur des Schillerschen Trauerspiels , sondern ebenso zahlreicher
nachfolgender Verdi-Opern, tritt in Luisa Miller erstmals (und gleich doppelt) zu Tage.
"Es ist ein großartiges Drama, voller Leidenschaft und theatralisch sehr effektvoll", schreibt Verdi an den Librettisten Salvatore Cammarano über Schillers bürgerliches Trauerspiel Kabale und Liebe. Verdis 1849 in Neapel uraufgeführte Oper Luisa Miller ist jedoch keine Vertonung dieses Schauspiels - sie ist eine italienische Oper eigenen Zuschnitts, die die Grundkonflikte des Schiller'schen Dramas mit ihren Mitteln in neuer Weise erzählt. Das bürgerliche Milieu des Stoffes inspiriert Verdi zu einer Hinwendung zur Welt des Privaten, die ihn zu einer ganz neuen emotionalen Beweglichkeit und Intimität in der musikalischen Zeichnung der Charaktere führt. Die politische Brisanz des Schauspiels erscheint in der Oper als Thematisierung grundlegender ethisch-moralischer Werte, die in dem konfliktträchtigen Verhältnis zweier Väter zu ihren Kindern schließlich in die Katastrophe führt.
Eine Lüge ist es, die – anders als bei Schiller – zu Beginn von Verdis Oper zum zentralen Moment der Handlung wird: die Liebe zwischen Rodolfo und Luisa beginnt in Luisa Miller damit, dass der junge Mann Luisa gegenüber eine falsche Identität vortäuscht. „Selbst wenn Rodolfo am Ende des ersten Aktes seine wahre Identität zu erkennen gibt“, so Markus Dietz, „bleibt damit etwas Unaufgelöstes, eine Spannung.“
Unter dem Gedanken: "Lügenhafte Verhältnisse sind schlimmer als offene Gewalt", und in einem Bühnenraum, der Wahrheit und Lüge gleichermaßen dient, erzählt Regisseur Markus Dietz diese Oper. Das Scheitern der Luisa an einer von Lügen und Intrigen gesteuerten Welt wird dabei zugleich zum Scheitern dieser Welt angesichts der Lauterkeit Luisas.
Der Regisseur Markus Dietz zeigt nach vielbeachteten Inszenierungen im Bereich Schauspiel und Oper erstmals eine Produktion an der Staatsoper Stuttgart, der dänische Dirigent Thomas Søndergård leitet nach erfolgreichen Vorstellungen von Puccinis Tosca nun hier am Haus eine Premiere.
Dichtung von Salvatore Cammarano nach Friedrich Schiller
Musikalische Leitung Thomas Søndergård
Regie Markus Dietz
Bühne Franz Lehr
Mitarbeit Bühne Christof Piaskowski
Kostüme Anna Eiermann
Licht Reinhard Traub
Chor Michael Alber
Dramaturgie Angela Beuerle, Albrecht Puhlmann
Walter Konstantin Gorny
Rodolfo Dmytro Popov
Federica Jeniece Golbourne
Wurm Attila Jun / Wolfgang Probst
Miller Andrey Breus / Tito You
Luisa Annemarie Kremer
Laura Diana Haller
Staatsorchester Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart
Weitere Aufführungen: 01.10. | 06.10. | 08.10. | 15.10. | 24.10. | 29.10. | 01.11. | 09.11. | 14.11. | 19.11.