Was sie tun, ist ihnen fremd geworden. Wie sie in Zukunft eigentlich leben wollen, haben sie vergessen. Kein Engagement. Nirgends. Der Mensch ist auf den Hund gekommen. "Keiner hat mehr Zeit. Jeder hat einen Haufen Probleme, keiner leistet etwas." Aber langsam zieht durch die Ritzen ein heftiger Wind, der das Leben durcheinanderwirbeln wird. Gorki versammelt in SOMMERGÄSTE die Stimmen und Stimmungen einer mediokren Gesellschaft, die ihrem Ende entgegen taumelt. Noch hält man sich für kultivierte Intellektuelle, aber das Leben ist "schäbig und brüchig, wie hastig und provisorisch zusammengezimmerte Jahrmarktsbuden". Oder wie ein Nachtasyl.
"Wie wenig braucht der Mensch zum Glück!", haut es durch die Gassen. Auch wenn man den Gürtel enger schnallen muss, zum Lumpenpack gehört man nicht! Sozialer Abstieg ist eine vorübergehende Angelegenheit. Prekär lebt man zeitweise, das wissen die Bewohner in Gorkis NACHTASYL. Sie kennen sich aus in anderen Zonen, kennen das gute Leben und die Leichtigkeit des Geldausgebens. Das Leben am Tiefpunkt kennen sie eigentlich eher aus der Literatur: Ein Leben, dem die Grazie fehlt, ein Leben ohne Verfeinerung der Genüsse und jeglicher Lebensfreude, ein Leben ohne System, wo nur der nackte Mensch geblieben ist, ohne die geringste Bedeutung. Während die Bewohner im Nachtasyl von einem neuen / alten Leben träumen, zurück an den Schaltstellen der Arbeitswelt in angenehmer Umgebung, löffeln sie täglich die Suppe im Kreis der anderen Gescheiterten, der Arbeits- und Obdachlosen und beginnen langsam zu vertieren.
Regie Karin Henkel
Bühne Stefan Mayer
Kostüme Klaus Bruns
Sound Mathis B. Nitschke
Licht Jürgen Tulzer
Dramaturgie Matthias Günther
Bassow, Rechtsanwalt / Kostyljew, Asylbesitzer Jochen Noch
Warwara, seine Frau / Wassilissa, seine Frau Katja Bürkle
Kalerija, Bassows Schwester / Natascha, W.s Schwester Caroline Ebner
Wlas, W.s Bruder / Pepel, ein Dieb Nico Holonics
Suslow, Ingenieur / Bubnow, Mützenmacher Wolfgang Pregler
Julija, seine Frau / Nastja, eine Prostituierte Lena Schwarz
Dudakow, Arzt / Kleschtsch, Schlosser Stephan Bissmeier
Olga, seine Frau / Anna, seine Frau Angelika Richter
Schalimow, Schriftsteller / Aljoschka René Dumont
Rjumin / Schauspieler Paul Herwig
Marja Lwowna, Ärztin / Satin Annette Paulmann
Doppelpunkt / Luka, Pilger Walter Hess
Samyslow, Stellvertreter / Baron Oliver Mallison