Die Performance "überMut" ist die Frucht einer zweijährigen Arbeit zum Thema Mut. Mut in vielen seiner Facetten wurde in den "Mutproben 1-5" gezeigt. Die gestrige Uraufführung geht einen Schritt weiter und führt in verschiedenen Spielsequenzen vor, wie es vom Mut zum Übermut kommt.
In einem Video erzählen die Protagonisten zunächst, was sie bei einer für sie ungewöhnlichen Erfahrung empfunden haben. In einem Probenraum kann der Zuschauer durch Stulpen hindurch mit den Händen in das Innere eines roten quadratischen Kastens tasten. Ein Tänzer und eine Tänzerin bewegen sich darin und lassen sich von den Händen berühren. Das Ganze wird auf eine Videoleinwand übertragen, so dass der Zuschauer sich selbst bei seiner Aktion beobachten kann. Beiden, Zuschauern wie Tänzern verlangt es wenn nicht Mut, so doch zumindest Überwindung ab, sich dieser Erfahrung auszusetzen.
Die weiteren Szenen auf der üblichen Bühne handeln dann vom Übermut in all seinen Facetten. Es beginnt mit dem ausgelassenen Tanzen zu Technomusik bis zur völligen Erschöpfung. Ein Spiel, in dem sich zwei Tänzer gegenseitig ergänzende Aufgaben stellen, steigert sich bis zur Unmöglichkeit der Darstellung und zu überaus komischer Albernheit. Wer wissen möchte, wie ein Vogel Strauß bauchtanzt, das Publikum begrüßt, Britney Spears und Osama Bin Laden darstellt, hysterische und Hustenanfälle simuliert, Heiratsanträge macht und gleichzeitig über Eis geht, sollte sich diese Aufführung nicht entgehen lassen.
Gelingt es in einem hinreißend geschilderten familiären Fernsehabend, bei dem ein Western gesehen wird, der Mutter nur noch durch das Wegzappen der Sendung die Kontrolle über sich zu bewahren, so führt die ausschweifende Fantasie und das Hineinsteigern in Situationen in einer Entspannungsgruppe zu völligem Kontrollverlust des Gruppenleiters. Fassungslos müssen die zuerst geerdeten Übungsteilnehmer mit ansehen, wie ein imaginierter Hund zu Tode kommt. Auch der idyllische Ausflug fünf junger Leute mit dem Auto zu einem Berggasthof ufert unter Alkoholeinfluss zu einer rasanten Amokfahrt durch die Innenstadt aus, wobei der Verstand durch die Intuition des Bauches ersetzt wird.
In der Performance erforschte Silke Z., wie sich Übermut in seinen Stadien der Ausgelassenheit, des Überschwangs, der Überdrehtheit, der Albernheit, des Unkontrollierten, des körperlichen Leichtsinns in Bewegung und Sprache darstellen lässt. Der wechselnde Parcours war Teil des Raumkonzepts, bei dem anstelle der traditionellen Bühnensituation die Einbindung des Publikums trat, wobei der Zuschauer zum Schluss ganz in das Bühnengeschehen integriert wurde, indem man zur Technomusik ausgelassen mittanzen durfte. Das Thema dieses amüsanten Abends wurde auf diese Weise für alle körperlich erfahrbar.