Othello ist ein Fremder, ein Außenseiter, und er ist ein Aufsteiger. Jeder seiner Schritte, jeder seiner Erfolge steht unter genauester Beobachtung. Gegen alle Widerstände hat er es bis ganz nach oben zum General geschafft und sogar die begehrenswerte Desdemona zur Frau bekommen. Bei der Beförderung übergeht Othello seinen Fähnrich Jago und ernennt statt seiner den unerfahrenen Cassio zum Leutnant. Jago schwört sich, Othello zu vernichten. Er spinnt eine tödliche Intrige, die Othellos Vertrauen in Desdemona untergräbt und diesen, gesellschaftlich unter Druck geraten, schließlich zu brutalen Konsequenzen zwingt.
Regisseur Carlos Manuel kürzt Shakespeares Drama auf die bis heute gültige politische Dimension des Stückes. Ihn interessiert weniger die tragische Liebesgeschichte als vielmehr der zerstörerische Mechanismus, den eine gut platzierte Intrige entfalten kann. Nur ein Zünglein an der Waage reicht, um ihn in Gang zu bringen. Spiel, Bühnenbild, Kostüme und Musik machen deutlich, dass es nicht um eine Gegenwartsgeschichte aus dem England um die Wende zum 17. Jahrhundert geht, sondern um die heutige Welt in Europa, in Deutschland. Erfahrbar wird die tragische Geschichte als lebendiges heutiges Schauspieltheater, das alle Sinne anspricht.
Carlos Manuel, der u. a. am Theater an der Parkaue Berlin, am Hans-Otto-Theater Potsdam, am Jungen Schauspielhaus in Hamburg und am Bayerischen Staatsschauspiel in München inszenierte, hat in Rudolstadt und Nordhausen zuletzt mit seiner unkonventionellen „Maria Stuart“ zum Schillerjahr 2009 für Aufsehen gesorgt.
Im jung besetzten Ensemble sind Benjamin Griebel und Miriam Gronau als Othello und Desdemona sowie David Engelmann als Jago zu erleben. Bühne und Kostüme stammen von Vinzenz Gertler.
Weitere Vorstellungen folgen am 9. Mai um 15 Uhr, am 13. Mai um 14.30 Uhr und am 19. Mai um 19.30 Uhr im Theater Nordhausen.
Karten für „Othello“ gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52) und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.