Sonst gäb 's da noch einen eifrigen Hüter von Moral & Ordnung, der auch wen liebt und sich zur Gaudi aller unsterblich lächerlich macht. Wie 's halt so geht. In der 'Liebe'. Und dann noch einen, der ist zu blöd, um geradeaus zu gehen, meint aber auch, jemanden lieben zu müssen (zumindest ehelichen). Ein Käfig voller Narren. (Nur der, der sich Narr nennt: der ist gar keiner.)
Ein wahnwitziger Geist weht durch den Schauplatz dieses Kunst-Stücks, 'Illyrien', an dessen Strand es eine junge Frau nach einem Schiffbruch spült. Ihren Zwillingsbruder fraß das Meer (glaubt sie).
'Gefräßig wie das Meer', glaubt der Landesfürst, 'sei seine Liebesleidenschaft zur jungen Gräfin'. Die jedoch will sich für die nächsten 7 Jahre in Trauer panzern (ihr Bruder starb wohl definitiv). Die junge Gestrandete mutiert zum jungen Mann in Diensten des Fürsten, dem sie auf der Stelle verfällt, während er sie/ihn zum Liebesboten kürt, ausersehen, der Gräfin die fürstliche Passion vorzuagieren.
Was deren Panzer schmelzen lässt, doch nicht in Richtung Fürst…
Sinnenwahn und Wahnsinn, Obsession und Amour fou, die Welt als Wahn und Täuschung.
Ob Männlein oder Weiblein, wahre oder irre Liebe: Alles zerfließt; kein Halt, nirgends. 'Nichts, was so ist, ist so' spricht der Narr sehr weise. Man stelle sich einen Zerrspiegel in unruhig kreiselnder Bewegung vor, so hat man das Spielzeug, das Shakespeare mit WAS IHR WOLLT geschaffen hat.
(Harold Bloom)
Die 'Zwölfte Nacht'… … nach Weihnachten: der 6. Januar; auch: 'Epiphanias' ('Erscheinung'); 'Hochneujahr'; Höhepunkt der 'Rau(h)nächte' mit der 'Wilden Jagd'; die Nacht, in der man sich 'Stärk' antrinken' tat fürs Jahr und schließlich 'Dreikönigsfest' mit dem Brauch des Dreikönigskuchens ('King Cake') samt eingebackenen Glücksbringern.
In der englischen Tradition war die Zwölfte Nacht Höhepunkt und Abschluss weihnachtlicher Lustbarkeiten mit ausufernd karnevaleskem Treiben: Unter Leitung des 'Lord of Misrule' stand die Welt Kopf, wurden die Grenzen von Geschlecht und Status überschritten – bis der Kater des nächsten Tages die Ausschweifer in die eigenen Schranken zurückholte…
Shakespeares Komödie 'Twelfth Night' (Untertitel 'What You Will') wurde als Zwölfte-Nacht-Unterhaltungsstück geschrieben. Die erste registrierte Aufführung fand am 2. Februar (Lichtmess) 1602 statt.
Übersetzung: Margrit Carls
Mit
Hubert Bail | Theresa Bendel | Hannes Berg
Margrit Carls | Deborah Müller
Andreas Seyferth | Katrin Wunderlich
Regie: Seyferth/Carls
Ausstattung/Licht: Stephan Joachim
Komposition: Marcus Tronsberg
Nächste Vorstellungen Silvester: 16.30 und 19.30 Uhr
Danach bis 31. März jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr
Nicht am 12., 13., 14. Januar sowie 2. und 3. März