Seit der Erstaufführung in Dresden im Weltkriegsjahr 1944 sowie in den Jahren 1964 und 1993, ist Jens-Daniel Herzogs Arbeit die mittlerweile vierte »Capriccio«-Inszenierung für die Sächsische Staatsoper. Herzog verlegt dafür gemeinsam mit dem ihm durch langjährige Zusammenarbeit verbundenen Bühnenbildner, Mathis Neidhardt, das scheinbar leichtfüßige Konversationsstück in ein räumliches Zwiebelmodell, das den fließenden Übergang durch die drei Handlungs- und Zeitebenen der Oper ermöglicht.
»Mitten im schlimmsten Krieg, den die Menschheit bis dahin erlebt hat, schreibt der alte Richard Strauss seine letzte Oper über die Diskussion einiger Fachleute über den Vorrang von Text oder Musik. Das kann einem wie Weltflucht vorkommen – und war es sicher auch«, beschreibt der Regisseur und Intendant des Nürnberger Staatstheaters seine Sicht auf das Werk und den angesichts einer bedrohlichen Realität schützenswerten Freiraum von Geist und Kunst. Jens-Daniel Herzog verbindet mit der Semperoper bereits eine langjährige Zusammenarbeit, nicht zuletzt mit seiner Inszenierung von Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« in der vergangenen Spielzeit. Die jetzige Produktion ist die zweite gemeinsame Arbeit mit der Sächsischen Staatskapelle und Christian Thielemann.
Die Online-Präsentation von »Capriccio« wird auf der Streamingseite der Semperoper durch weitere Angebote zum Stück ergänzt. In einer Werkeinführung spürt der Chefdramaturg der Semperoper Dresden, Johann Casimir Eule, mit Bezug auf Jens-Daniel Herzogs Inszenierung den werkimmanenten Fragen nach und umreißt das weite Themen- und Assoziationsfeld, mit dem sich Richard Strauss mit seinem Werk von der Welt der Oper verabschiedet hat.
In der Reihe »Pausengespräche« widmet sich Johann Casimir Eule mit Kammersängerin Christa Mayer und Kammersänger Georg Zeppenfeld unter dem Titel »Es muss alles sprudeln wie Champagner« speziell der Frage nach der Bedeutung von Wort und Ton im (Musik-)Theater, aber auch mit Blick auf die Historie von »Capriccio« auf das, was zeitgenössische Oper ausmacht und darüber hinaus, ob ein Leben ohne Kunst sinnvoll erscheint. Ebenfalls musikalische Einblicke und Hörerlebnisse in Auszügen aus »Capriccio« präsentiert die Reihe »Semper:Donnerstag« mit Georg Zeppenfelds Interpretation der Ansprache des La Roche sowie dem Streichersextett aus der Oper mit Musiker*innen der Sächsischen Staatskapelle.
Richard Strauss »Capriccio«
Ein Konversationsstück für Musik in einem Aufzug in der Inszenierung von Jens-Daniel Herzog
Vom 22. Mai 2021, 15 Uhr, bis 14. Juli 2021, 23.59 Uhr im kostenfreien Stream auf semperoper.de
Mit Camilla Nylund, Christa Mayer, Tuuli Takala, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Daniel Behle, Nikolay Borchev, Beomjin Kim, Christoph Pohl, Georg Zeppenfeld u.a. sowie Herren des Sächsischen Staatsopernchors Dresden
Es spielt die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Musikalischen Leitung von Christian Thielemann.