Die verloren geglaubten Skripte wurden allerdings erst Ende der 90er-Jahre in einem Archiv wiederentdeckt. Die von Bachmann beschriebenen Florianis sind eine Modellfamilie, die auf bürgerliche und verschrobene Art Einblick in das Alltagsleben der Mittelschicht im Österreich der Nachkriegszeit bietet.
Nun wird DIE RADIOFAMILIE in einer Inszenierung von Mélanie Huber als Schweizerische Erstaufführung in der Kammer zu sehen sein. Hans Floriani, Oberlandesgerichtsrat, korrekt, pflichtbewusst und anständig, sieht sich als tonangebendes Familienoberhaupt, wird jedoch von seinen Kindern Helli und Wolferl um den Finger gewickelt. Und auch seine „moderne“ Frau Vilma, Generalstocher, „also ein bisserl etwas Höheres“, weiss ihn zu bezirzen. Onkel Guido, Hans Florianis Antagonist und Halbbruder, ist ein Phantast, der seinen Lebensunterhalt mit einer Hühnerfarm verdient, während seine Frau Liesl ihren Mann meist erfolgreich daran hindert, seine absurden Erfindungen und Geschäftsideen umzusetzen.
So spiegelt die Familie Floriani einerseits eine offene Sehnsucht nach Harmonie und Familienidyll, zwischen skurrilem Humor, Kaffeesatzpsychologie und Geburtstagsbesuchen schimmern aber auch die politischen Bedingungen der Wiener Nachkriegsgesellschaft durch.
Regie Mélanie Huber
Bühne Nadia Schrader
Kostüme Ramona Müller
Komposition Pascal Destraz
Licht Daniel Leuenberger
Dramaturgie Karolin Trachte
Mit Klaus Brömmelmeier, Sarah Hostettler, Lisa-Katrina Mayer, Sean McDonagh, Susanne-Marie Wrage
Weitere Vorstellungen im Pfauen/Kammer
31. Mai, 20.30 Uhr
1./ 5./ 12./ 14./ 15./ 17./ 18./ 22./ 26. Juni, jeweils 20.30 Uhr
9./ 23. Juni, jeweils 19.30 Uhr