Alexander, Gwendolyn und ihre Kinder Niclas und Maria Lara sind die Musterfamilie der Zukunft. Gesund, ökologisch, nachhaltig, glücklich und zufrieden – genau wie es der Staat vorschreibt. Doch die Kosten für den scheinbar perfekten Lebensstil sind hoch: Ihre Heimat, die Schweiz, hat sich vollständig von den Nachbarländern abgeschottet, die Grenzen sind dicht und wer nicht in die heile Welt passt, wird gnadenlos abgeschoben. Nur auserwählten Vertretern des Auslands ist der Eintritt in die perfekte Schweiz gestattet. Zu Bildungszwecken sollen Fremde das Land besuchen dürfen, um später in der Heimat über die beeindruckenden zivilisatorischen Errungenschaften der Helvetier berichten zu können. Einer dieser Besucher ist der Chinese Herr Ting. Die Regierung teilt ihn der Familie von Alexander und Gwendolyn zu, wo er mit grosser Aufregung begrüsst wird. Besonders die Kinder sind von dem fremden Mann hell begeistert, bringt dieser doch als Mitbringsel längst vergessene Schätze wie Spiel-zeug aus Plastik mit. Die Eltern sind entsetzt. Als Herr Ting sich auch noch anmasst, abstruse Ideen wie Kindertagesstätten oder Wachmacher-Pillen anzusprechen, haben Alexander und Gwendolyn genug. Die Familienidylle und – noch schlimmer – der Schweizer Wohlfahrtstaat sind in unmittelbarer Gefahr. Da hilft nur noch eines: Dieser Chinese muss wieder weg.
Es ist ein hochkomisches Zukunftsszenario, welches der deutsche Theatermacher Benjamin Lauterbach für seine Groteske «Der Chinese» entwirft. Seine Dystopie des scheinbar perfek-ten Staats regt unweigerlich zum Lachen an. Doch wie abstrus sind Lauterbachs Ideen wirk-lich? Ist eine abgeschottete, von Gesundheitsfanatikern bevölkerte Schweiz denn tatsächlich so abwegig, wie man auf den ersten Blick glauben möchte? Meisterhaft verbindet der Autor das Lächerliche mit dem Beklemmenden und schafft so einen Theaterabend, bei welchem das Publikum stets zwischen schallendem Gelächter und stockendem Atem hin und her ge-rissen wird. «Der Chinese» wurde 2011 zum Berliner Stückemarkt eingeladen und ein Jahr später in Deutschland uraufgeführt. Theater Biel Solothurn zeigt das Stück nun als Schweizer Erstaufführung, wobei die ursprünglich auf die Mentalität Deutschlands verfasste Farce nun für die Schweiz adaptiert wird. Regie führt das ehemalige Ensemblemitglied Max Merker, dem TOBS-Publikum sowohl als Schauspieler wie auch als Regisseur bestens bekannt: Zuletzt begeisterte er mit seiner Buster Keaton-Hommage «Lachen verboten!».
Inszenierung Max Merker
Bühnenbild und Kostüme Sara Giancane
Dramaturgie Margrit Sengebusch
Alexander, Vater Jan-Philip Walter Heinzel
Gwendolyn, Mutter Atina Tabé
Niclas, Sohn Andreas Ricci
Maria Lara, Tochter Fernanda Rüesch
Der Chinese Mario Gremlich
Vorstellungsdaten
Solothurn, Stadttheater
Do 12.01.17 19:30 Premiere
Sa 14.01.17 19:00
Di 17.01.17 19:30
Fr 27.01.17 19:30
Mi 15.02.17 19:30
Do 16.02.17 19:30
Biel, Stadttheater
Fr 07.04.17 19:30 Premiere
Sa 08.04.17 19:00
Di 16.05.17 19:30
Mi 17.05.17 19:30
Auswärtige Vorstellung
Do 02.02.17 19:30 Casino Theater Burgdorf