Eine ganz andere Theaterform ist Sans objet: ein spektakulärer Pas de trois für zwei Akrobaten und einen riesigen Roboter-Arm. Zwischen bilderreichem Überschwang und hintergründiger Reflexion über Technologie verknüpft dieses Mutationsspektakel Kunst und Mechanik. Alain Platels berührende Tanz-performance Nine Finger beschreibt die Perversität des Krieges aus der Perspektive eines Kindersoldaten. Das letzte Festivalwochenende steht ganz im Zeichen von Shakespeares Lear: Bei She She Pops Testament sind es echte Töchter und Väter, die über Erbe und Alter sprechen. Im Ballhof Eins verflicht der russische Regisseur Konstantin Bogomolow in seinem Lear Shakespeare, Nietzsche und Paul Celan mit Liedern und Originaltönen aus der sowjetischen Zeit zu einer erbarmungslosen politischen Farce.
Im Hof zwischen Schauspielhaus und Künstlerhaus trifft man sich wieder im Festivalzentrum: Bei Open-Air-Konzerten klingen die Theaterabende aus. Dieses Jahr auf der Bühne: Kat Frankie, Die Heiterkeit, Awesome Tapes from Africa, Bernadette La Hengst, Dagobert, Fredda, Ja Panik, Naked Lunch, Gustav und Mardi Gras.bb. Hierfür ist der Eintritt frei!
An beiden Festival-Wochenenden finden das Festivalfrühstück sowie Diskussionen und Gespräche in der Cumberlandschen Galerie statt. Auf der Cumberlandschen Bühne zeigt der syrische Theaterregisseur Omar Abusaada sein neues Stück: In Intimacy erzählt der Sudanese Yaser Abdellatif seine eigene Migrationsgeschichte. Eine Odyssee, in der Identität, Kultur, Tradition, Liebe, Freundschaft und tragische Konflikte eine wichtige Rolle spielen. Have I no Mouth aus Irland erzählt sowohl eine universelle Geschichte als auch ein persönliches Drama: Feidlim Cannon steht gemeinsam mit seiner Mutter Ann auf der Bühne und berichtet von Erfahrungen wie Tod, Verlust und Trauer ohne gefühlsduselig zu werden. In seinem neuen Stück In case of fire, run for the elevator, verhandelt der Südafrikaner Boyzie Cekwana das Thema Essen. Damit schließt er seine Trilogie Influx Controls über die Systematik von Ausgrenzung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit der heutigen globalen Weltordnung ab.
Zwei weitere Gastspiele am Ballhof bilden zusammen mit Cekwanas Stück den Kern der KINSHASA CONNECTION: La Fin de la légende von Dieudonné Niangouna und Drums and Digging von Faustin Linyekula. Der gefeierte Choreograf aus der Demokratischen Republik Kongo, der bereits 2009 und 2010 bei Theaterformen zu Gast war, lädt das Publikum zu einer Erinnerungsreise in seine Kindheit ein. Wie persönliche Schicksale, politische Kontexte und Erzählungen über unsere Zeit zusammenhängen, ist auch das Thema von Mariano Pensottis aktuellem Stück Cineastas. Mit Late Night ist dem griechischen Kollektiv Blitz ein kleines Meisterstück gelungen, eine poetische, eigenwillige und sehr komische Ballroom-Performance zur Lage Europas.
Auch die Straßen Hannovers erobert Theaterformen 2013 mit den Produktionen Remote Hannover von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und Urwald der Schweizer Gruppe Far A Day Cage.
Trailer und weitere Infos unter www.theaterformen.de