Seit im Dezember 2018 die ersten Drohbriefe gegen Başay-Yıldız und ihre Familie öffentlich wurden, warten sie und die anderen Betroffenen noch immer auf Aufklärung darüber, wer sie mit Verweis auf den rechten Terror des Nationalsozialistischen Untergrunds mit dem Tode bedroht. Wer die für die Drohungen verwendeten Daten der Betroffenen illegal von hessischen Polizeicomputern abgerufen hat, ist ebenfalls weiter unklar. Und das alles in jenem Bundesland, in dem in den vergangenen 24 Monaten mehr Menschen durch rechten Terror ums Leben kamen als im restlichen Bundesgebiet.
Über Ermittlungsversäumnisse und rechte Netzwerke, über die gesellschaftspolitischen Dimensionen des Skandals und darüber, wie er sich mit Mitteln des Theaters fassen lässt, spricht der Journalist Adrian Oeser mit dem Regisseur Nuran David Calis.
Eine Kooperation der Bildungsstätte Anne Frank mit dem Schauspiel Frankfurt
2.Schwerpunkt-Veranstaltung »Anti-Antisemitismus«
Vortrag von Prof. Yael Kupferberg und partizipative Gruppendiskussionen mit Expert:innen
am Sonntag, 21. März, 12.00 Uhr auf www.schauspielfrankfurt.de
digitale Diskussionsveranstaltung mit Voranmeldung / kostenfreies Angebot
Antisemitismus und Rassismus bilden als weitreichende und komplexe Phänomene von Diskriminierung und Ausgrenzung in der Geschichte eine traurige Konstante. Solche universellen Strukturen werden oft dazu genutzt, diese Phänomene bei den anderen zu verorten, anstatt sich selbst und die eigene Gesellschaft zu hinterfragen. Gemeinsam mit Yael Kupferberg, die am Forschungszentrum für Antisemitismus der TU Berlin und am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt tätig ist, sowie Vertreter:innen des Beratungsnetzwerks Hessen, der Jugendinitiative »Spiegelbild«, der Amadeu Antonio Stiftung, der Bildungsstätte Anne Frank, dem Jüdischen Museum und weiteren Expert:innen gehen wir den drängenden Fragen nach, die antisemitische und rassistische Vorfälle vor und hinter den eigenen Haustüren in Deutschland aufwerfen. In Anschluss an einen Impulsvortrag von Yael Kupferberg, die die Hintergründe und den Kontext wiedererstarkender antisemitischer und rassistischer Ressentiments beleuchtet, ist das Publikum eingeladen, in digitalen Gesprächsrunden mit den verschieden Expert:innen den angestoßenen Diskurs fortzuführen.
Ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain
3. LTI Lingua Tertii Imperi – Sprache des Dritten Reiches
von Victor Klemperer, für die Bühne eingerichtet von Julia Weinreich
von Freitag, 26. März, 20.00 Uhr bis Sonntag, 28. März auf www.schauspielfrankfurt.de
Der zweite Weltkrieg begann lange vor den körperlichen und materiellen Schmähungen der Nazionalsozialist:innen. Er begann, aus Sicht Victor Klemperers, mit deren sprachlichen Herabsetzungen und Demütigungen. Victor Klemperer, der große deutsche Romanist, hat während der Hitler-Herrschaft die Sprache der Nationalsozialist:innen analysiert und dokumentiert.
Den rätselhaften Titel erklärte Victor Klemperer selbst: »LTI: Lingua Tertii Imperii, Sprache des Dritten Reichs. Als parodierende Spielerei zuerst, gleich darauf als ein flüchtiger Notbehelf des Erinnerns, als eine Art Knoten im Taschentuch, und sehr bald und nun für all die Elendsjahre als eine Art Notwehr, als ein an mich selbst gerichteter SOS-Ruf steht das Zeichen LTI in meinem Tagebuch.«
Bis zur Wende 1989 geriet LTI gelegentlich zwischen die Fronten des Kalten Krieges und war sowohl dem real existierenden Sozialismus wie der demokratischen Bundesrepublik zu politischer Instrumentalisierung und gegenseitiger Diskreditierung dienlich. Aber niemals und nirgendwo, weder in Ost noch West, unterlag der historische Wert von LTI irgendeinem Zweifel. Ebenso wenig wie Klemperers Tagebücher »Ich will Zeugnis ablegen«, die 1995 veröffentlicht wurden und die verdeutlichen, wie wichtig ihm die Analyse der grausamen Alltags-NS-Sprache war.
Wir erleben täglich, wie Worte zu Waffen werden und wie wir damit die Gräben unserer Gesellschaft vertiefen. Wer mit Sprache umgehen kann, kann sie für seine Zwecke benutzen. Denn Sprache ist Macht. Victor Klemperer hat in LTI (Lingua Tertii Imperi – Sprache des Dritten Reiches) gezeigt, wie Sprache im Nationalsozialismus als Ideologietransport missbraucht wurde. Seine Analyse über die Sprache des Dritten Reichs liest sich – bis heute - wie eine Gebrauchsanweisung, sprachliche Manipulationen zu entlarven und zu benennen.
mit Caroline Dietrich, Stefan Graf und Wolfgang Vogler
4. Premiere »Past Forward«
ab Dienstag, 30. März, 20.00 Uhr auf www.schauspielfrankfurt.de
Früher war alles besser!
Gerade jetzt scheint die Vision von einem besseren zukünftigen Leben in weite Ferne gerückt zu sein. Stattdessen geht der Blick sehnsuchtsvoll zurück.
Die gute alte Zeit… Wie mit dem Jetzt, mit dem Hier umgehen?
Resilienz wird gefordert, ein sich anpassen an die Herausforderungen und Veränderungen des Lebens.
Auf der Suche nach Antworten und Formen des Ausdrucks begibt sich das Team um Manja Kuhl auf den Weg.
Wohin? - Wohin?
Konzept: Manja Kuhl - Bühne: Olga Gromova - Kostüme: Lucia Bushart - Dramaturgie: Lukas Schmelmer
von und mit Katharina Linder, Christina Geiße, Sarah Grunert, Sebastian Reiß