Alceste ist eifersüchtig auf Célimènes Verehrer und will, dass sie sich allein zu ihm bekennt. Er begreift nicht, dass die Welt nicht mehr auf den traditionellen Werten basiert, an die er glaubt. Für Célimène und die anderen gibt es keinen familiären Halt mehr, keine Väter, Mütter, Brüder und Schwestern und keinen Arbeitsplatz, den man bis an sein Lebensende behalten kann. Man lebt in neuen Gruppierungen, die sich aus unabhängigen Individuen zusammensetzen, die Angst davor haben, sich hinzugeben; die ihre emotionale und finanzielle Unabhängigkeit bewahren wollen, die höchstens einen Lebensabschnittspartner und nicht den Mann oder die Frau fürs Leben suchen. Als immer mehr Indizien auftauchen, die darauf hinweisen, dass Célimène Beziehungen mit mehreren Männern hat, werden Alcestes Forderungen zunehmend destruktiv.
Molières Stück zeichnet das Bild einer Gesellschaft im Wandel und das Porträt eines Mannes, der sich weder ändern kann noch will.
Ivo van Hove war 1998 bis 2004 Künstlerischer Leiter des Holland Festivals und ist seit 2001 Intendant der Toneelgroep Amsterdam, wo er u.a. Shakespeares »Römische Tragödien« (2008 Gastspiel bei den Wiener Festwochen), Viscontis »Rocco und seine Brüder« (2008 Gastspiel bei der Ruhrtriennale), Cassavetes’ »Opening Night« und 2010 in einer Koproduktion mit der Ruhrtiennale Pasolinis »Teorema« inszenierte. »Der Menschenfeind« ist van Hoves erste Arbeit in Berlin.
Regie
Ivo Van Hove
Jan Verseweyveld
Kostüme
An d'Huys
Video
Tal Yarden
Dramaturgie
Maja Zade
Eliante
Lea Draeger
Alceste
Lars Eidinger
Acaste
Franz Hartwig
Arsinoé
Corinna Kirchhoff
Celimène
Judith Rosmair
Oronte
David Ruland
Philinte
Sebastian Schwarz
Clitandre
Nico Selbach
20.09.2010, 20.00 Uhr
21.09.2010, 20.00 Uhr
22.09.2010, 20.00 Uhr
24.09.2010, 20.00 Uhr
21.10.2010, 20.00 Uhr
22.10.2010, 20.00 Uhr
23.10.2010, 20.00 Uhr