Der Dorfvorsteher Flamm sucht in einer Affäre mit ihr Abwechslung zu seiner Ehe mit einer kranken Frau, die wiederum aus Rose eine Ersatztochter machen will. Der erotomane Vorarbeiter Streckmann kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm eine junge Frau widerstehen könnte. Der langweilig-brave Buchbinder Keil leitet aus seiner Loyalität gegenüber der Familie Bernd Besitzansprüche auf Rose ab.
Rose gerät in ein Dickicht aus Erwartungen, Erpressungen und sexueller Gier, aus dem sich zu befreien ihr niemand hilft, weil es keinem um sie geht, sondern nur um die Projektionsfläche einer jungen Frau, die den Interessen ihrer Mitmenschen zu dienen hat. In deren Spiel kommt Rose nur als fremdbestimmte Figur vor, sodass sie zum Äußersten gehen muss, um ihre Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.
Gerhart Hauptmanns Denken und Schreiben war von einer manchmal erfrischenden und oft irritierenden Inkonsequenz und Konzeptlosigkeit. Über alle Zweifel erhaben scheinen nur seine „naturalistischen“ Stücke, zu denen Rose Bernd gehört, denn in ihnen hat Hauptmann das versucht, was er konnte und wirklich wollte: die Darstellung von „echten“ Menschen, die ungekünstelt reden und in (damals) wieder erkennbaren tragischen Konflikten stehen. Hier lag und liegt bis heute die Kraft des Dramatikers Hauptmann. Hauptmann wollte als jemand wahrgenommen werden, der mit den Avantgarden seiner Zeit Schritt halten konnte, außerdem als Erbe der deutschen Klassik und Romantik. Er rannte nicht seinem Publikum hinterher, sondern einem selbst definierten Bild von Größe (daher vielleicht auch sein sehr widersprüchliches Verhalten in der NS-Zeit). Bei vielen seiner Schriften hat man das Gefühl, dass sie nicht „seine“ sind. In den naturalistischen Dramen, dem Kern seines Werks, ist er dagegen immer bei sich gewesen.
Regie Enrico Lübbe
Bühne Hugo Gretler
Kostüme Sabine Blickenstorfer
Musik Bert Wrede
Mit Gabi Geist Juliane Köhler Franziska Rieck Lucy Wirth Ulrich Beseler
Marcus Calvin Thomas Gräßle Alfred Kleinheinz Dirk Ossig und Ines Hollinger