Der harmonisch kühne und expressive Sonatensatz ragte bei der einfühlsamen Wiedergabe der Sonate für Violine und Klavier in B-Dur KV 378/317d von Wolfgang Amadeus Mozart deutlich hervor, wobei Erkin Onay die erfrischenden und melancholischen Passagen gleichermaßen überzeugend betonte. Graziöse und schwärmerische Sequenzen kamen nicht zu kurz, vor allem die konzertanten Passagen gewannen einen energischen Impetus. Das innere Feuer des kraftvollen Bogenstrichs wollte nicht erlöschen. Auch die motivischen Momente wurden hier immer wieder sehr präzis eingefangen und plastisch herausgearbeitet. Imitatorisch in Tonleitern auffahrende Ausbrüche fesselten die Zuhörer ungemein.
Von Ahmed Adnan Saygun interpretierte die ausdrucksstarke Pianistin Gülsin Onay dann die Sonatina op. 15, wobei sie die thematischen Verbindungslinien sehr schön unterstrich. Die postromantischen Elemente der Musik Sayguns kamen bei dieser überaus einfühlsamen Wiedergabe in ergreifender Weise zum Vorschein. Manchmal blitzten auch Assoziationen zu Aram Chatschaturjan auf, wobei die klassischen Formen und eine impressionistische Koloristik nicht zu kurz kamen. Ein elementarer, rhythmisch vitaler Stil machte sich breit. Der 1991 in Istanbul verstorbene Saygun war der Lehrer Gülsin Onays. Er wurde auch als "türkischer Bartok" und "türkischer Szymanowski" bezeichnet. Tatsächlich besitzt die Musik Sayguns zudem eine Nähe zu volkstümlichen Quint- und Dreiklangparallelen.
Zuletzt spielten Gülsin Onay und Erkin Onay noch die Sonate für Violine und Klavier op. 82 von Edward Elgar, die Anklänge an Richard Wagner, Franz Liszt, Richard Strauss und Claude Debussy enthielt. Beide Solisten betonten aber auch die wunderbare Eigenständigkeit dieser Komposition. Der Reiz der Klangfarben trat bei dieser Wiedergabe leuchtkräftig hervor.
Als Zugabe interpretierten beide noch sehr bewegend die "Vocalise" von Sergej Rachmaninow. Danach gab es eine Überraschung - zwei Klavierschülerinnen und ein Klavierschüler von Gülsin Onay spielten "Zugaben". Ilyun Bürkev interpretierte mit leidenschaftlichem Überschwang ein "Scherzo" von Frederic Chopin, dann folgte Zehra Sümerkan mit einer reizvoll musizierten Piece von Claude Debussy und Eren Parmakerli interpretierte mit unbändigem Temperament ein weiteres explosives Stück von Ahmed Adnan Saygun. Jubel und viele "Bravo"-Rufe.