Zentraler Bestandteil der Aufführung ist die 1926 entstandene Ursonate des Dadaisten Kurt Schwitters, ein Lautgedicht, das nach den Regeln eines Musikstücks konstruiert ist und gelegentlich an heutigen Rap erinnert. Weiterhin erklingen Radio Music (1956) und einige der Sonaten für Präpariertes Klavier (1948) des revolutionären Musikerneuerers John Cage.
Kurt Schwitters Ursonate spielt mit der archaischen Kraft seiner collagenartig, aber nach musikalischen Prinzipien zusammengefügten Buchstabenfolgen und Klänge, mit der durch diese hervorgerufenen ambivalenten Assoziationen zu Sprache und Musik. Aus einer gänzlich anderen Richtung dachte der amerikanische Komponist John Cage – eine der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Aus seinen Bemühungen, die Musik radikal zu ent-hierarchisieren und festgefahrene Hörgewohnheiten zu umgehen, entstanden bahnbrechende Kompositionen. Mit seinen Sonaten für präpariertes Klavier, also für ein mit Schrauben, Bolzen und Radiergummis präpariertes Piano, erkundete er das „akademisch verbotene, nichtmusikalische Klangfeld“, während auf Zufallsoperationen basierende Kompositionen wie Radio Music sein Ideal einer „absichtslosen Musik“ verwirklichten.
Ohne vorherige Kenntnis des Radioprogramms werden an mehreren Radiogeräten vorab festgelegte Frequenzen und Lautstärken eingestellt, sodass das klangliche Ergebnis nicht nur frei von jedwedem wertenden Aufbau ist, sondern auch unabhängig vom individuellen Geschmack des Komponisten – ein Verfahren, das in der Bildenden Kunst im „readymade“ von Marcel Duchamp eine Entsprechung hat und im Klangergebnis an den Noise der Achtzigerjahre erinnert.
Lautgedichte von Schwitters und weitere Werke von John Cage ermöglichen nicht nur einen Einblick in das Schaffen dieser beiden Künstler, sondern führen Publikum und Interpreten gleichermaßen auf neues Terrain.
Teil des Kammertheaterabends ist auch das im Anschluss an die einstündige Performance stattfindende Künstlergespräch: Bei einem Getränk können die Zuschauer mit den beteiligten Künstlern ins Gespräch kommen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
RadioTraum/Schrei
Kammertheater mit Werken von Kurt Schwitters und John Cage
Konzept / Radiospieler / STIMME Markus Weckesser
Piano / Radiospieler / Stimme Samuel Bächli
Radiospieler / Stimme Ks. Máté Sólyom-Nagy
Die Spielreihe EINE STUNDE NEULAND
In Clubtheater-Atmosphäre entwickelt das STUDIO.BOX -Team aus Werken bedeutender Künstlerpersönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts kontrastreiche Abende zwischen Konzertperformance, Installation, Hörtheater und Inszenierung. Hier gilt es zeitgemäße Blickwinkel sowie spannende performative Wechselwirkungen für traditionell-unkonventionelle Musikformen zu entdecken. So kann die STUDIO.BOX als Spiel-Raum in all ihren atmosphärischen, theatralen und klang-akustischen Möglichkeiten erlebt werden. Weitere Informationen zur STUDIO.BOX finden Sie jetzt auch unter blog.theater-erfurt.de/nahbar-nachhaltig-neu-die-studio-box/