Der Preis wurde im Jahre 2007 durch das norwegische Parlament ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre am 20. März, dem Geburtstag Henrik Ibsens, verliehen.
Die Preisverleihung findet im September während des Ibsenfestivals im Osloer Nationaltheater statt. Die Auszeichnung ist mit 2,5 Millionen NOK (ca. 300.000 Euro) der höchstdotierte Theaterpreis.
Die bisherigen Preisträger sind Peter Brook (2008), Ariane Mnouchkine (2009), Jon Fosse (2010) und Heiner Goebbels (2012).
In der Begründung der Jury heißt es:
"[…] Wenn Ibsen der vielleicht mustergültige Dramatiker des bürgerlichen Zeitalters war, und dieses ist nicht vorbei, so ist Peter Handke auf den Bühnen gewiss ihr bedeutendster Epiker. Es gelingt ihm in all seinen Stücken, die Realität des Theaters sichtbar zu machen, und zwar als eine Realität, die keine Illusion erzeugen will, die also nicht die Welt nachbildet, sondern selber eine ist. Und in ihr kann der Dramatiker Handke wie einst Nestroy oder Calderon eine ganz eigene Mischung schaffen aus Zaubertheater und Thesenstück, Familiendrama und Tragödie. Er hat in den fünfzig Jahren seines Schreibens die dramatische Literatur so oft, überraschend und radikal neu definiert wie kein anderer lebender Dichter. Dabei ist sein Schreiben von einer offensichtlichen Kontinuität geprägt: Die Selbstverständlichkeiten des Theatermilieus, aber auch unserer sprachlichen Konventionen und Herrschaftsstrukturen, wurden ihm nie selbstverständlich, sondern ein Gegenstand der Analyse.
So entstand die vielleicht wichtigste epische Literatur des Theaters nach Brecht: Über seine Sprechstücke im Rhythmus des Beat führt sie zu neuen, parabelhaften Theaterformen wie „Kaspar“ oder bewegten tableaux vivants wie „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“, in dem Peter Handke Hunderte von Figuren auftreten lässt. Ein klassisch gut gebautes Stück über Kapitalisten von heute wie „Die Unvernünftigen sterben aus“ steht neben Spielarten eines modernen Welttheaters wie „Die Fahrt im Einbaum“ oder dem „Spiel vom Fragen“. Seit Jahrzehnten erforscht Peter Handke eine slowenisch-kärntnerische und somit auch autobiografisch grundierte Familienkonstellation, als könne es nur der Literatur gelingen, den Figuren jenen Frieden zurückzuerstatten, den ihnen die Geschichte raubte – davon handeln die Stücke von „Über die Dörfer“ über „Zurüstungen für die Unsterblichkeit“ bis hin zu einem Meisterwerk wie „Immer noch Sturm“.
Der International Ibsen Award ehrt in diesem Jahr ein an formaler Schönheit und brillanter Reflexion beispiellos reiches Bühnenwerk. Peter Handke erwies sich darin als Kosmopolit, der im eigenen Schreiben die Weltliteratur fortschreibt und der Vielfalt menschlicher Geschichte und Geschichten Raum und Schutz gibt. Sein Schreiben erzeugt Offenheit, macht Mut zur Selbstgestaltung und entwickelte über die Jahre immer mehr Vertrauen zum Bruchstückhaften und lässig Angedeuteten. Wie Shakespeares Prospero schuf sich Peter Handke mit seinen Stücken eine Insel, auf der er freisetzen konnte, was er zwischen Alaska und Slowenien, der Vorstadt und den Begegnungen mit den eigenen Ahnen aufgesammelt hat. So schuf Peter Handke über ein halbes Jahrhundert hinweg die wohl ungewöhnlichste Form von Klassik nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und schafft sie weiterhin."
Die Uraufführung „Immer noch Sturm“, Premiere am 17. September 2011 in Kooperation des Thalia Theaters Hamburg und der Salzburger Festspiele, wurde mit dem Mülheimer Dramatikerpreis und dem Wiener Theaterpreis NESTROY ausgezeichnet, zum Stück des Jahres 2012 gewählt und zu etlichen Gastspielen eingeladen. Sie ist am 12. April um 19 Uhr zum letzten Mal im Thalia Theater zu sehen