Mit der christologischen Symbolik von dem Blut und dem Leib, die hingenommen werden sollen um der Liebe willen, hebt das Spiel, unhörbar noch, an. Mit Notwendigkeit wird so die Landschaft des Werkes vorweg eingetaucht in den heiligen Angstschweiß des Ölbergs und in das göttliche Schmerzens-Leiden auf Golgatha: „Der Leib erbleicht, das Blut entfließt und erglüht …“ Parsifals Weg führt durch die von der Vorsehung des Zauberers Klingsors verfügte Topographie des Eros, von der Mutter über die
Blumenmädchen zum Leib der Kundry, die ihn, den Ritter, im biblischen Sinne erkennen will und ihm den Namen verleiht. Erst nach Jahren, nach langer Inkubation, erscheint in schwarzer Rüstung der Tor wieder, diesmal mit dem Initiationsrequisit, dem heiligen Speer. Es folgt die Enthüllung des Grals: Nicht soll der mehr verschlossen sein …
Für die Inszenierung dieses 1882 bei den Bayreuther Festspielen uraufgeführten Bühnenwerkes arbeitet
erstmals der viel gefragte Opern- und Schauspielregisseur sowie Choreograph Joachim Schloemer am
Aalto-Theater. Schloemers Blick auf das Werk geht vom Motiv der Verwundung aus, von der Not des zum Siechtum verurteilten, zum ewigen Leid verurteilten Menschen und seiner Instrumentalisierung zum Objekt eines so obskuren wie modernen Heilungs- und Erlösungsprogrammes.
Joachim Schloemer wurde nach einem Architekturstudium an der Folkwang Universität zum Tänzer und
Choreographen ausgebildet, war sodann u. a. an der Brüsseler Oper engagiert und gründete ein eigenes und international gefragtes Ensemble (Compagnie JOSCH). Es folgten Direktionsposten in Ulm, Weimar, Basel und St. Pölten sowie zahlreiche weltweite Gastchoreographien. Neben seiner Film-Tätigkeit arbeitet er seit Ende der 90er Jahre auch als Opern- und Schauspielregisseur (Stuttgart, Wien, Salzburg, Mannheim, Berlin, Antwerpen/Gent u. a.).
Die gefeierte Mezzosopranistin Lioba Braun ist als Kundry erstmals im Essener Opernhaus zu erleben.
Ihre internationale Karriere begann, als sie 1994 bei den Bayreuther Festspielen die Brangäne in „Tristan und Isolde“ unter Daniel Barenboim übernahm. Diese und andere Wagner-Partien sang sie seitdem u. a. an der Mailänder Scala, dem Teatro Real in Madrid und am Liceu in Barcelona ebenso wie in Berlin, Dresden, Leipzig, München, Stuttgart, Zürich, Rom, Los Angeles und an der Wiener Staatsoper. In der Rolle des Gurnemanz gibt der Norweger Magne Fremmerlid sein Debüt auf der Aalto-Bühne. Der Bassist ist seit 1997 festes Ensemblemitglied an der Norske Opera in Oslo. Sein Repertoire umfasst mehr als 30 Partien. Gastengagement führ(t)en ihn u. a. an Det Kongelige Teater in Kopenhagen und an die Staatsoper Prag.
Musikalische Leitung: Stefan Soltesz
Inszenierung: Joachim Schloemer
Bühne: Jens Kilian
Kostüme: Nicole von Graevenitz
Chor: Alexander Eberle
Mit Heiko Trinsinger (Amfortas), Magne Fremmerlid (Gurnemanz), Roman Astakhov (Titurel), Jeffrey Dowd (Parsifal), Almas Svilpa (Klingsor), Lioba Braun (Kundry), Andreas Hermann (1. Gralsritter), Michael Haag (2. Gralsritter), Francisca Devos (1. Knappe), Anja Schlosser (2. Knappe), Rainer Maria Röhr (3. Knappe), Günter Kiefer (4. Knappe), Katherina Müller (I/1. Blumenmädchen), Christina Clark (I/2. Blumenmädchen), Francisca Devos (I/3. Blumenmädchen), Astrid Kropp-Menéndéz (II/1. Blumenmädchen), Uta Schwarzkopf (II/2. Blumenmädchen), Anja Schlosser (II/3. Blumenmädchen), Anja Schlosser (Stimme aus der Höhe);
Opern- und Extrachor des Aalto-Theaters, Essener Philharmoniker
Einführungsmatinee 3.3.2013, 11:00 Uhr
Weitere Vorstellungen 21., 24., 31.3; 7., 28.4; 15., 30.6.2013, Aalto-Theater