Sprachgewaltig und mit viel Humor schlägt er einen Bogen von der Frühphase der Globalisierung bis ins Heute; vom Kautschukboom des späten 19. Jahrhunderts, dem ganze Landstriche und Völker zum Opfer fielen, bis hin zu einer zeitgenössischen Kleinfamilie und ihren prekären Arbeits- und Beziehungsverhältnissen. Selbst einer Flut gleichend, spült die Sprache des Stücks immer mehr Material der Menschheitsgeschichte und -gegenwart auf die Bühnenoberfläche. Als Anleihe aus der Realität ist dies die Flut, in der Plastiküberreste eines hemmungslosen Konsums unmittelbar neben den Überresten der Schiffbrüchigen einer weißen Weltordnung in der Dissonanz des großen Geschäfts der Freiheit für Güter und Grenzen für Menschen treiben.
Der junge österreichische Autor Thomas Köck war mit diesem im besten Sinne überbordenden Text 2015 für den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert und erhielt 2016 den Kleist-Förderpreis. „Da das alles sicherlich sehr viel ist für einen Abend“, ist dem Stück die scherzhafte Empfehlung vorangestellt, „empfehle ich, den Text häufig nachzuspielen.“ Dies besorgt am Schauspiel Leipzig der mexikanische Regisseur, Autor und Theoretiker Alberto Villarreal, der zu den radikalsten Vertretern eines jungen mexikanischen Theaters zählt, das die Hinterlassenschaften des Kolonialismus — auch und gerade im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen ästhetischen, historischen und politischen Fragestellungen — aufarbeitet. Die Realität seines Heimatlandes changiert zwischen historischem Kolonialtrauma und einer Zwitterstellung im globalen West-Süd-Gefälle.
Mit: Dorothea Arnold, Thomas Braungardt, Claudia Burckhardt, Andreas Dyszewski, Marie Rathscheck, Florian Steffens
Regie & Bühne: Alberto Villarreal,
Kostüme & Mitarbeit Bühne: Agathe MacQueen,
Dramaturgie: Katja Herlemann,
Video: Gabriel Arnold, Licht: Thomas Kalz
Do, 17.05. 20:00
Do, 31.05. 20:00