Schwierig wird es, als eines Nachts ein Fremder an die Türen klopft und um Unterkunft bittet. Während die Neuen ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, nimmt Barbara ihn auf. Fortan bringt der Mann, der unverständliches Englisch spricht, das fragile Gleichgewicht der Hausgemeinschaft durcheinander. Wer ist dieser Ausländer? Und was will er? Ist er bedauernswertes Opfer oder gar eine Bedrohung? Schon der Name des Mannes führt zu Streitigkeiten: Heißt er nun Bobo oder Klint? Noch bevor man sich darüber einigen kann, sind der Fremde und Barbara plötzlich wie vom Erdboden verschwunden und die heile Welt der Wohlstandsbürger gerät aus den Fugen.
Dazu singt der österreichische Heimatchor: „WIR sind glücklich, WIR sind viele, WIR sind anders als die Andern.“ – Sind wir das wirklich?
Philipp Löhle spielt in seinem neuen Stück Wir sind keine Barbaren! abgrundtief und bitterböse mit den Ängsten vor dem Fremden. Ein Heimatchor mit Bürgerinnen und Bürgern aus Graz und Umgebung kommentiert das Geschehen zwischen pointenreicher Komödie und beklemmendem Wutbürgerspiel. Nach ihrer kritischen Auseinandersetzung mit europäischen Flüchtlingsdramen im Projekt Boat People stellt Regisseurin Christine Eder erneut das Überlegenheitsdenken in der Festung Europa in Frage.
Zum Autor: Philipp Löhle
Philipp Löhle ist 1978 geboren und in Baden-Baden aufgewachsen. Er studierte in Erlangen Geschichte, Theater- und Medienwissenschaften und deutsche Literatur und zog dann nach Berlin, wo er auch heute noch lebt. 2006 kehrte er vorübergehend nach Baden-Baden zurück, war Regieassistent am dortigen Theater und versuchte sich erstmals auch als Theaterregisseur.
Mit Genannt Gospodin schaffte Löhle 2007 den Durchbruch als Dramatiker. Er gewann mit seinen bisher 16 Stücken zahlreiche Preise und eroberte die deutschsprachigen Bühnen. Von 2008 bis 2010 war Löhle dem Berliner Maxim Gorki Theater als Hausautor verbunden, in der Spielzeit 2011/12 in gleicher Funktion dem Nationaltheater Mannheim und 2012/13 dem Staatstheater Mainz. Seine letzten Stücke wurden im vergangenen Kalenderjahr am Staatstheater Stuttgart (Fluchtfahrer, UA Dezember 2013), am Nationaltheater Mannheim (Du (Normen), UA Juni 2013) und am Staatstheater Mainz (Nullen und Einsen, UA Januar 2013) uraufgeführt.
Zur Regisseurin: Christine Eder
Christine Eder wurde 1976 in Linz geboren und studierte in Wien unter anderem Politikwissenschaft, Publizistik und Philosophie, bevor sie von 2001 bis 2006 ein Studium der Theaterregie am Institut für Theater, Musiktheater und Film der Universität Hamburg absolvierte. Es folgten Inszenierungen am Thalia Theater Hamburg, Theater Bremen, Münchner Volkstheater, Schauspielhaus Wien, Theaterhaus Jena, Theater Osnabrück, Garage-X Wien, Theater Konstanz. Außerdem waren Gastspiele und Ko-Produktionen in Tel Aviv, Prag, Zürich, Palermo, als auch den Ruhrfestspielen Recklinghausen, dem Festival Kaltstart und bei Kampnagel Hamburg zu sehen. Christine Eder hat am Schauspielhaus Graz bereits SONNE, WOLKE, Amerika von Bernhard Studlar, Der Zerissene von Johann Nestroy, Wie der Soldat das Grammophon repariert von Saša Stanišić, Arsen und Spitzenhäubchen von Joseph Kesselring, Boat People im Rahmen des internationalen Theaterprojekts EMERGENCY ENTRANCE, Das bin doch ich nach dem Roman von Thomas Glavinic und in der vergangenen Spielzeit Ein Volksfeind von Henrik Ibsen inszeniert.
Regie Christine Eder
Bühne & Kostüme Monika Rovan
Musikalische Einstudierung Bernhard Neumaier
Dramaturgie Mona Schwitzer
Linda: Steffi Krautz
Paul: Florian Köhler
Barbara / Anna: Seyneb Saleh
Mario: Christoph Rothenbuchner
Chor: Musica con GRAZia & Gäste
weitere Vorstellungen am 8., 22. und 29. Oktober, jeweils 20 Uhr, sowie ab November
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com