Die einzige Bühne dafür ist sein Fenstertheater, aus dem heraus er für Passanten Vorstellungen gibt.
Bunzel hat sich sein Leben auf dem Abstellgleis so gut es geht eingerichtet. Doch er kann nicht verhehlen, dass er seit zwanzig Jahren ein Leben unter Schock führt. Die ausbleibenden Engagements kränken ihn zutiefst.
Einsam, arm und alt geworden, vertraut er sich seinem letzten verbliebenen Freund an: Gerd, sein Kühlschrank. Doch auch Gerds Existenz ist bedroht. Der ebenfalls in die Jahre gekommene Stromfresser ist nicht mehr der Dichteste und muss verkauft werden. Und dass obendrein nun ein Film über sein Leben gedreht werden soll, in dem Klaus Maria Brandauer ihn darstellen soll, gibt Bunzel den Rest. „Ich kann anders aussehen, einen anderen spielen. Aber wenn das so ist, dann kann ich auch ICH spielen und so aussehen wie ich. Ich war immer meine Traumrolle.“
Klaus Pohls vielschichtiges Stück ist eine Parodie auf die Blasiertheit eines größenwahnsinnigen Selbstdarstellers und eine Liebeserklärung an das Theater zugleich. Der eigens als „Hosenrolle“ konzipierte Monolog für eine Schauspielerin entfaltet mit Sprachspielen und galligem Humor die Charakterstudie eines Gescheiterten, der sich mit letzten Kräften gegen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit wehrt. Bunzels Furor ist nicht reine Eitelkeit, sondern der unerschütterliche Kampf um Würde und Selbstwert.
Klaus Pohl | Autor
*1952, war nach seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar Schauspieler, u.a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Thalia Theater Hamburg und am Schauspielhaus Zürich. 1999 war Pohl am Wiener Burgtheater als Horatio in „Hamlet“, 2002 als Max in „Anatol“, 2003 in der Uraufführung von Gert Jonkes „Chorphantasie“, 2004 als Derwisch in „Nathan der Weise“, und 2006 als Er in Jon Fosses „Schlaf“ zu sehen. Seit 2000 ist er Mitglied des Burgtheaters. Außer Theaterstücken verfasste er Drehbücher, Hörspiele, Essays und den Roman Die Kinder der Preußischen Wüste.
Eine Produktion von Theater Nestroyhof Hamakom
Mit: Karin Yoko Jochum
Regie: Dora Schneider
Musik: Thomas Richter
Vorstellungen: 17. und 18. Mai, 20.00 Uhr
Wiederaufnahme im Herbst 2013