Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Oper Köln: »L’amour de loin« von Kaija SaariahoOper Köln: »L’amour de loin« von Kaija SaariahoOper Köln: »L’amour de...

Oper Köln: »L’amour de loin« von Kaija Saariaho

Premiere und Kölner Erstaufführung am Sonntag, 24. Oktober 2021 um 18:00 Uhr im StaatenHaus Saal 1

Das Libretto von »L’amour de loin« basiert auf der Geschichte von Jaufré Rudel, einem Troubadour des 12. Jahrhunderts und Prinzen von Blaye. Jaufrés Dichtung wird gemeinhin mit dem Thema der »Liebe aus der Ferne« assoziiert, bei der das reale Liebesverlangen durch die Verlegung der geliebten und zugleich idealisierten Person in die Unerreichbarkeit eine besondere Form der Sublimierung erfährt.

 

Die Handlung, im Wechsel zwischen Abendland und Morgenland angesiedelt, spielt im mittelalterlichen Aquitanien, in Tripolis und auf dem Meer. Der Troubadour Jaufré Rudel, von der Oberflächlichkeit eines auf Vergnügen ausgerichteten Lebens ernüchtert, hat sich eine neue Form von Liebe als Ideal gesetzt: die sehnsüchtige Liebe zu einer fernen, unbekannten Geliebten, deren Tugenden er in seinen Liedern preist. Nicht sicher sein zu dürfen, ob die von ihm gepriesene Frau tatsächlich existiert, und dabei in Kauf zu nehmen, eventuell niemals eine Erfüllung seiner Sehnsucht erfahren zu können, scheint ihm in seiner Lebenssituation die höchste Form des Liebens.

Als ein sich als ›Pilger‹ ausgebender fremder Reisender behauptet, der von Jaufré in seinen Liedern besungenen Frau im fernen Tripolis tatsächlich begegnet zu sein, beginnt sich Jaufrés Begehren auf diese ihm unbekannte Frau in der Ferne zu richten: Dabei handelt es sich um Clémence, eine junge Adlige, die seit ihrer Kindheit in Tripolis lebt und dort für ihre Tugend gerühmt wird. Durch den Pilger davon in Kenntnis gesetzt, dass sie in den Liedern des aquitanischen Troubadours gefeiert wird, beginnt auch Clémence sich in ihrem Denken und Fühlen ganz auf diesen fernen Geliebten einzustellen. Vor einer Begegnung mit Jaufré scheut sie jedoch zurück — zum einen, da sie daran zweifelt, seiner großen Verehrung tatsächlich würdig zu sein, zum anderen, weil sie Enttäuschung und Leiden fürchtet. Nachdem Jaufré sich schließlich auf die Reise zu seiner Geliebten begeben hat, erreicht er nur sterbend das Ziel.

»L’amour de loin«, seinerzeit die erste Oper der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, wurde im August 2000 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. Seitdem folgten mehrere Produktionen in Europa und den USA, die die besondere Bedeutung dieses Werks, das in seiner Thematik und Stimmung immer wieder mit Debussys »Pelléas et Mélisande« oder Richard Wagners »Tristan und Isolde« in Verbindung gebracht wird, stets aufs Neue unter Beweis stellten. Das meisterhaft präzise Libretto schuf der Schriftsteller Amin Maalouf, der im Libanon geboren und aufgewachsen, seit den 1970er-Jahren in Frankreich lebt.

Johannes Erath, der an der Oper Köln immer wieder mit Inszenierungen hervorgetreten ist, die in Hinsicht auf Ästhetik und Musikalität besondere Maßstäbe setzten (Gounod »Faust«, Massenet »Manon«, Gluck »Orfeo ed Euridice«), führt bei dieser Neuproduktion Regie.

Musikalische Leitung Constantin Trinks
Inszenierung Johannes Erath
Bühne Bernhard Hammer
Kostüme Katharina Tasch
Video Bibi Abel
Licht Nicol Hungsberg
Chorleitung Rustam Samedov
Dramaturgie Georg Kehren

Holger Falk Jaufré Rudel, Troubadour und Prinz von Blaye
Emily Hindrichs Clémence, Gräfin von Tripolis
Adriana Bastidas-Gamboa / Katrin Wundsam Der Pilger
Chor und Chorakademie der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln

Weitere Vorstellungen 2021.22 im StaatenHaus Saal 1
27./29. Oktober › 19:30 Uhr
31. Oktober › 18 Uhr
06./10./13. November › 19:30 Uhr [zum letzten Mal in dieser Spielzeit

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑