Die Handlung, im Wechsel zwischen Abendland und Morgenland angesiedelt, spielt im mittelalterlichen Aquitanien, in Tripolis und auf dem Meer. Der Troubadour Jaufré Rudel, von der Oberflächlichkeit eines auf Vergnügen ausgerichteten Lebens ernüchtert, hat sich eine neue Form von Liebe als Ideal gesetzt: die sehnsüchtige Liebe zu einer fernen, unbekannten Geliebten, deren Tugenden er in seinen Liedern preist. Nicht sicher sein zu dürfen, ob die von ihm gepriesene Frau tatsächlich existiert, und dabei in Kauf zu nehmen, eventuell niemals eine Erfüllung seiner Sehnsucht erfahren zu können, scheint ihm in seiner Lebenssituation die höchste Form des Liebens.
Als ein sich als ›Pilger‹ ausgebender fremder Reisender behauptet, der von Jaufré in seinen Liedern besungenen Frau im fernen Tripolis tatsächlich begegnet zu sein, beginnt sich Jaufrés Begehren auf diese ihm unbekannte Frau in der Ferne zu richten: Dabei handelt es sich um Clémence, eine junge Adlige, die seit ihrer Kindheit in Tripolis lebt und dort für ihre Tugend gerühmt wird. Durch den Pilger davon in Kenntnis gesetzt, dass sie in den Liedern des aquitanischen Troubadours gefeiert wird, beginnt auch Clémence sich in ihrem Denken und Fühlen ganz auf diesen fernen Geliebten einzustellen. Vor einer Begegnung mit Jaufré scheut sie jedoch zurück — zum einen, da sie daran zweifelt, seiner großen Verehrung tatsächlich würdig zu sein, zum anderen, weil sie Enttäuschung und Leiden fürchtet. Nachdem Jaufré sich schließlich auf die Reise zu seiner Geliebten begeben hat, erreicht er nur sterbend das Ziel.
»L’amour de loin«, seinerzeit die erste Oper der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, wurde im August 2000 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. Seitdem folgten mehrere Produktionen in Europa und den USA, die die besondere Bedeutung dieses Werks, das in seiner Thematik und Stimmung immer wieder mit Debussys »Pelléas et Mélisande« oder Richard Wagners »Tristan und Isolde« in Verbindung gebracht wird, stets aufs Neue unter Beweis stellten. Das meisterhaft präzise Libretto schuf der Schriftsteller Amin Maalouf, der im Libanon geboren und aufgewachsen, seit den 1970er-Jahren in Frankreich lebt.
Johannes Erath, der an der Oper Köln immer wieder mit Inszenierungen hervorgetreten ist, die in Hinsicht auf Ästhetik und Musikalität besondere Maßstäbe setzten (Gounod »Faust«, Massenet »Manon«, Gluck »Orfeo ed Euridice«), führt bei dieser Neuproduktion Regie.
Musikalische Leitung Constantin Trinks
Inszenierung Johannes Erath
Bühne Bernhard Hammer
Kostüme Katharina Tasch
Video Bibi Abel
Licht Nicol Hungsberg
Chorleitung Rustam Samedov
Dramaturgie Georg Kehren
Holger Falk Jaufré Rudel, Troubadour und Prinz von Blaye
Emily Hindrichs Clémence, Gräfin von Tripolis
Adriana Bastidas-Gamboa / Katrin Wundsam Der Pilger
Chor und Chorakademie der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Weitere Vorstellungen 2021.22 im StaatenHaus Saal 1
27./29. Oktober › 19:30 Uhr
31. Oktober › 18 Uhr
06./10./13. November › 19:30 Uhr [zum letzten Mal in dieser Spielzeit