Etwas Entsetzliches ist in Nathanaels Leben getreten. Schwermut und Verzweiflung ergreifen Besitz von ihm angesichts dieses Schreckgespenstes aus der Vergangenheit: Der Sandmann ist wieder da. Schon seit seinen Kindertagen, wenn der unwillkommene Gast mit schweren Schritten die Stufen zur heimatlichen Stube hinaufgepoltert kam, waren Nathanael Leichtsinn und Freude genommen. Nun, viele Jahre später, ist er zurück. Seine Verlobte Clara hält ihn für verrückt, nur in der rätselhaften Olimpia scheint er eine Verbündete zu finden. Während man Claras vernünftiger Argumentation folgen möchte, der Sandmann sei nur eine Einbildung und existiere lediglich im Geiste ihres Verlobten, wird man sogleich von Nathanaels Verzweiflung und erzählerischer Kraft mitgerissen. Übernatürlichkeit und Rationalität stehen sich unversöhnlich gegenüber in E. T. A. Hoffmanns Schauermärchen, das tief in die Abgründe der menschlichen Seele blickt.
Besetzung: Szenische Einrichtung: Kevin Barz, Licht: Sofie Thyssen, Dramaturgie: Anna-Teresa Schmidt
mit: Fabian Kulp, Rebecca Seidel
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2. KING KONG UND DER ALTE WEISSE MANN
Uraufführung nach Motiven des Drehbuchs von Edgar Wallace, James Creelman und Ruth Rose;
Bühnenfassung von Robert Gerloff und Anna-Teresa Schmidt
Premiere: Samstag 26. September 2020, 20.30 Uhr, Kleines Haus
„Er hat das Mädel zu sehr geliebt“, heißt es am Ende von ‚King Kong und die weiße Frau‘, als der Riesengorilla tot am Boden liegt. Vorher war er mit Ann, der Protagonistin, auf das Empire State Building geklettert, um sie vor einer gierigen Fotografenschar zu retten, und dabei von mehreren Flugzeugen attackiert und abgeschossen worden. Die unmögliche Liebe zwischen zwei ungleichen Partner*innen, die Geschichte von der Schönen und dem Biest steckt natürlich auch in dem Film, dessen Original 1933 in New York Premiere feierte und der danach mehrfach neu interpretiert, vertanzt und vertont wurde. Aber noch vieles mehr: die Sensationslust der Kulturindustrie, beispiellose Special Effects, die Reduktion alles Fremden auf etwas Bedrohliches, das Verhältnis von Mann und Frau. Regisseur Robert Gerloff und sein Team, die bereits so erfolgreiche Produktionen wie ‚Titanic‘ und ‚Alice‘ in Oldenburg auf die Bühne brachten, adaptieren den Stoff für das Theater, durchstreifen die Neuverfilmungen von ‚King Kong‘ vor dem Hintergrund ihrer Zeit, lassen Zeitgenoss*innen zu Wort kommen und den Mythos ein weiteres Mal neu auferstehen.
Besetzung: Regie: Robert Gerloff, Bühne: Maximilian Lindner, Kostüme: Lara Hohmann, Musikalische Leitung und Komposition: Imre Lichtenberger-Bozoki, Choreografie: Zoë Knights, Dramaturgie: Anna-Teresa Schmidt
Mit: Zainab Alsawah, Karl Miller, Caroline Nagel, Johannes Schumacher, Anna Seeberger