2017 richtet das Landestheater Niederbayern erstmals die Niederbayerischen Volkstheatertage „Bayerisch bitte!“ aus und lädt Sie herzlich zu folgenden Veranstaltungen ein:
Freitag, 21. April, 19.30 Uhr
Eröffnung der Niederbayerischen Volkstheatertage durch
Thomas Ostermeier (Intendant der Schaubühne Berlin)
Im Anschluss
URaufführung
Madam Bäurin
Schauspiel von Peter Oberdorf und Wolfgang Maria Bauer
Nach dem Roman von Lena Christ
Regie & Bühne Wolfgang Maria Bauer | Kostüme Katja Salzbrenner
Mit
Erzähler Reinhard Peer| Rechtsrätin Scheuflein Ursula Erb | Adele Paula-Maria Kirschner | Rosalie Ines Schmidt | Schiermoserin Adelheid Bräu | Schiermoser Joachim Vollrath | Franzl Julian Niedermeier | Nanndl Johanna Gruber | Assessor/Pfarrer Stefan Sieh | Marai/Müllerin Lara Joy Körner | Erzähler 1/Schreiner David Moorbach
Auf der Suche nach dem kleinen Glück
Lena Christs Roman Madam Bäurin kommt auf die Bühne des Landestheaters
Die vornehme Rechtsrätin Scheuflein möchte ihre Tochter an eine gute Partie verheiraten, doch die junge Rosalie ist so gar nicht gemacht für das feudale Leben. Während der Sommerfrische verliebt sie sich in den Bauernsohn Franzl. Nicht nur die Rechtsrätin ist empört, sondern auch Franzls Mutter, die Schiermoserin, ist aus dem Häuschen. Sie stellt sich für ihren Sohn eine ordentliche Bäuerin vor und kein zartes Mädchen aus der Stadt. Stadt und Land stehen sich hier unversöhnlich gegenüber, die Liebe zwischen dem Bauern und der Städterin scheint unmöglich, wenn es da nicht Tante Adele und den Schiermoser gäbe, die dem Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen.
Die große bayerische Autorin Lena Christ (1881-1920) hat mit ihrem Roman Madam Bäurin eine unübertreffliche Milieuschilderung des bäuerlichen Lebens abgegeben. Ohne sentimental oder kitschig zu werden entwarf sie ehrliche und liebevolle Figuren, die alle auf der Suche nach dem kleinen Glück des Lebens sind. Damit hat sich Christ eine Welt aufgebaut, die ihrer eigenen diametral entgegen stand. Misshandelt durch die eigene Mutter, verheiratet mit einem Alkoholiker, immer in finanzieller Not, an einer Tuberkulose leidend – so sah Lena Christs harte Realität aus, die sie 1920 in den Selbstmord trieb.
Samstag, 22. April, 15.30 Uhr, Foyer
Dead.Zero
Szenencollage von und mit Julian Niedermeier
Die Szenencollage dead.zero reflektiert unseren heutigen Zeitgeist: „Alles ist so verdammt falsch…und wir alle sind nur Gegner derer, die es verändern wollen. Und die, die es verändern wollen, sind Gegner ihrer selbst. Wir kämpfen gegen eine unsichtbare Macht, aber Hauptsache wir kämpfen. Nur gegen was kämpfen wir?“ In 19 Szenen geht er der Frage nach den Problemen unserer heutigen Gesellschaft und der Möglichkeit der Veränderung nach.
Samstag, 22. April, 17.00 Uhr, Foyer
schorsch oder bis zur letzten Sau
Ein Glasberger Totentanz von Leonhard M. Seidl
Schorsch, ein Mann im besten Alter, hockt in seiner Stube. Er kramt seine Habseligkeiten zusammen. Er versucht einen Abschied auf Dauer. Die letzten Wochen und Monate haben den seit einem Unfall "auf Kosten der Gemeinde Glasberg" dahinvegetierenden Landarbeiter aus der Lebensbahn geworfen. Als in Glasberg ein Asylbewerberheim eingerichtet werden soll, erhebt sich "Volkes Stimme" im Wirtshaus. Gegner und Befürworter geraten öffentlich aneinander. Heimlich jedoch wird die Vernichtung des renovierten Heims organisiert. Schorsch wird mit gesammeltem Geld als Brandstifter gedungen.
Sonntag, 23. April, 14.00 Uhr, Foyer
Herzsticht
Schauspiel von Albert Ostermeier
Gelesen von Albert Ostermeier und Wolfgang Maria Bauer
Es regnet. Immerzu und unablässig. In der Gaststube der Waldwirtschaft ist nur ein einziger Tisch besetzt. Hadesser, sitzt da, ein Schriftsteller, vor sich eine Zettelsammlung und naturgemäß ein Bier. Ihm gegenüber der Fuhrmann, zwischen den beiden ein Kartenspiel: Watten. Denn watten will der Fuhrmann so gerne mit dem existenzmüden Dichter. Vielleicht ein letztes Mal. Aber Hadesser will gar nicht wirklich watten, nur im Kopf will er watten und wettern. Gegen die Politik gegen die Literatur, gegen Österreich genauso wie gegen Bayern, gegen die Geistlosigkeit der Gesellschaft und nicht zuletzt gegen das "Unglückswetter". Doch so sehr der Hadesser sich auch wehrt gegen das Watten, die letzte Runde wird heute noch gespielt. Ausgespielt. Denn dem Fuhrmann ist nicht zu entkommen, wenn der hier in dieser Wirtschaft zur Finsternis seine letzte Karte spielt: Herz sticht.
Sonntag, 23. April, 16.00 Uhr, Theaterzelt
Leichenbegängnis
Erzählung von Wilhelm Diess
Hör-Werkstatt von Eva Demmelhuber und Fabian Zweck
in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk
mit Ensemblemitgliedern des Landestheaters Niederbayern
Wie kann ein Text interpretiert werden? Wie kann man durch Soundcollagen die Stimmung verändern? Was machen Musik und Geräusche mit dem geschriebenen Wort, welche Emotionen bewirken sie? Ein Blick hinter die Kulissen und ein Eintauchen in verschiedene Klangräume. Wer schon immer einmal erfahren wollte, wie die Arbeit an einer Radiosendung aussieht, der hat nun die Gelegenheit dazu. Die Produzentin und Regisseurin Eva Demmelhuber und der Sound-Designer Fabian Zweck, beide Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, zeigen anhand von Wilhelm Diess‘ Erzählung „Leichenbegängnis“ die Möglichkeiten des „Hörens“ und das „Erlebnis Hören“.