Dessen Tochter Gesine fühlt er sich wie einer Schwester nah. Anfang der fünfziger Jahre geht Gesine in den Westen und arbeitet als Übersetzerin für die Nato. Als auch Jakobs Mutter flieht und ein Angestellter des Ministeriums für Staatssicherheit Jakob gezielt aufsucht, ahnt er, dass es nicht mehr um seine Expertise als Dispatcher bei der Reichsbahn geht. Er ist von politischem Interesse und steht unter Beobachtung, ohne genau zu wissen, warum und wofür. In dieser Situation ist er gezwungen, sein Leben zu hinterfragen: das, was er erreicht hat, genauso wie seine Position zu dem Staat im Osten Deutschlands, der gerade in seinem siebenten Jahr besteht.
Uwe Johnsons Roman MUTMASSUNGEN ÜBER JAKOB erschien 1959 und thematisiert die Probleme der Menschen im geteilten Deutschland vor dem Hintergrund der Niederschlagung des ungarischen Aufstands durch sowjetische Truppen drei Jahre zuvor.
Literarisch verwendet Johnson die Mittel der Montage, wechselnde Erzählperspektiven und die Handlung strukturierende retrospektive Dialoge, wodurch er Leser*innen und Zuschauer*innen wie die Figuren des Romans zu Detektiv*innen macht, Jakobs Tod zu ergründen.
Camille Dagen, die französische Regisseurin und Gewinnerin des Festivals für junge Regie Fast Forward 2018, kehrt nach Dresden zurück und hat sich für ihre Arbeit einen einmaligen Text der deutschen Literatur ausgesucht, der durch Sprachbehandlung und den Versuch, Kunst und Literatur einer neuen Generation nach dem Zweiten Weltkrieg zu begründen, besticht.
in einer Spielfassung von Camille Dagen und Katrin Breschke
Die Premiere und ausgewählte Vorstellungen mit französischen Übertiteln.
MIT Franziskus Claus, Moritz Dürr, Thomas Eisen, Henriette Hölzel, Yassin Trabelsi, Jakob Fließ, Fanny Staffa
REGIE Camille Dagen
BÜHNE Emma Depoid
KOSTÜME Irène Favre de Lucascaz
SOUNDDESIGN Saoussen Tatah
LICHTDESIGN Edith Biscaro
DRAMATURGIE Katrin Breschke, Uta Girod
mit Unterstützung des Institut Français in Paris