Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
MIT FEURIGEM SCHWUNG - Open-Air-Konzert am Seeschloss Monrepos bei den Ludwigsburger SchlossfestspielenMIT FEURIGEM SCHWUNG - Open-Air-Konzert am Seeschloss Monrepos bei den...MIT FEURIGEM SCHWUNG -...

MIT FEURIGEM SCHWUNG - Open-Air-Konzert am Seeschloss Monrepos bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

am 22.Juli 2023

Mehr als 7000 Festspielgäste erlebten das mittlerweile schon legendäre Open-Air-Konzert am Seeschloss Monrepos. Zunächst musizierte das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne den Ungarischen Tanz Nr. 6 D-Dur "Vivace" von Johannes Brahms mit feurigem Schwung. Damit rief man die Zeit von 1869 bis 1879 in Budapest, Wien und Prag zurück.

 

Copyright: T&E, Achim Mende, Seeschloss Monrepos

Bei der Tschechischen Suite D-Dur op. 39 spürte man dann, wie stark sich Antonin Dvorak hier schon auf der Suche nach einem neuen Stil befand, da er der Wiener Klassik bereits abgeschworen hatte. Den jungen Musikern gelang es dabei ausgezeichnet, die vielen thematischen und folkloristischen Verbindungslinien klangschön nachzuzeichnen.

Als letztes Werk  erklang bei diesem "Vorspiel" der Ungarische Tanz Nr. 1 g-Moll von Johannes Brahms, wo sich das leidenschaftliche Melos mit der strengen periodischen Form sowie mit Glut und Wildheit in reizvoller Weise verband.

Danach spielte das ausgezeichnete Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der elektrisierenden Leitung von Ryan McAdams zunächst mit ungestümem Elan die Ouvertüre zu "Candide" von Leonard Bernstein, wo die rasante Motiventwicklung hervorragend herausgearbeitet wurde.

Danach folgten mit dynamischem Feinschliff und grandioser rhythmischer Präzision die "Symphonic Dances" aus "West Side Story" von Leonard  Bernstein. Bei einzelnen Sätzen wie "Somewhere", "Scherzo", "Mambo", "Cha-Cha", "Cool Fugue" oder  "Rumble" blitzten nicht nur veristische Dramatik, sondern auch Klangregister des Jazz, der Sinfonik und der Oper hervor. Doch Ryan McAdams übertrieb die realistisch-harte Gestaltung der einzelnen Szenen keineswegs, sondern heizte das emotionale Klanggeschehen immer mehr an.

 "An American in Paris" von George Gershwin faszinierte mit überwältigendem Espressivo und einem üppig präsentierten orchestralen Gewand. So kam es hier zu einer großartigen Schlusssteigerung.

Nach der Pause überzeugten dann die Auszüge aus den "Carmen"-Suiten Nr. 1 und Nr. 2 von Georges Bizet und Ernest Guiraud. Die ungebrochene Kraft der melodischen Erfindung triumphierte dabei nicht nur bei "Aragonaise" oder "Intermezzo" aus der Suite Nr. 1, sondern auch beim facettenreich musizierten "Danse boheme" aus der Suite Nr. 2.

Weitere Höhepunkte waren der mit knisternden Synkopen gespielte "Libertango" für Violine solo von Astor Piazzolla sowie "Oblivion" für Violoncello solo von Peter Pejtsik, wo sich die lyrischen  Klänge immer mehr intensivierten. Gustavo Surgik (Violine) und Mikael Samsonov (Violoncello) erhielten hier einen besonderen Applaus.

"Danza ritual del fuego" aus "El amor brujo" von Manuel de Falla beeindruckte mit aufpeitschenden Rhythmen und feurigen Melodien.

Bei den mit unglaublicher Rasanz und zahlreichen Staccato-Attacken atemlos gespielten vier Tänzen aus "Estancia" op. 8 des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera verband sich in einzelnen Sätzen wie "Die Landarbeiter", "Weizentanz" oder "Die Tagelöhner" rhythmisches und melodisches Feuer mit dem Zauber argentinischer Folklore. Dazu wurde ein gewaltiges Feuerwerk abgebrannt, das die Zuhörer in einen Taumel der Begeisterung versetzte.

Großer Jubel.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑