Bei der Tschechischen Suite D-Dur op. 39 spürte man dann, wie stark sich Antonin Dvorak hier schon auf der Suche nach einem neuen Stil befand, da er der Wiener Klassik bereits abgeschworen hatte. Den jungen Musikern gelang es dabei ausgezeichnet, die vielen thematischen und folkloristischen Verbindungslinien klangschön nachzuzeichnen.
Als letztes Werk erklang bei diesem "Vorspiel" der Ungarische Tanz Nr. 1 g-Moll von Johannes Brahms, wo sich das leidenschaftliche Melos mit der strengen periodischen Form sowie mit Glut und Wildheit in reizvoller Weise verband.
Danach spielte das ausgezeichnete Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der elektrisierenden Leitung von Ryan McAdams zunächst mit ungestümem Elan die Ouvertüre zu "Candide" von Leonard Bernstein, wo die rasante Motiventwicklung hervorragend herausgearbeitet wurde.
Danach folgten mit dynamischem Feinschliff und grandioser rhythmischer Präzision die "Symphonic Dances" aus "West Side Story" von Leonard Bernstein. Bei einzelnen Sätzen wie "Somewhere", "Scherzo", "Mambo", "Cha-Cha", "Cool Fugue" oder "Rumble" blitzten nicht nur veristische Dramatik, sondern auch Klangregister des Jazz, der Sinfonik und der Oper hervor. Doch Ryan McAdams übertrieb die realistisch-harte Gestaltung der einzelnen Szenen keineswegs, sondern heizte das emotionale Klanggeschehen immer mehr an.
"An American in Paris" von George Gershwin faszinierte mit überwältigendem Espressivo und einem üppig präsentierten orchestralen Gewand. So kam es hier zu einer großartigen Schlusssteigerung.
Nach der Pause überzeugten dann die Auszüge aus den "Carmen"-Suiten Nr. 1 und Nr. 2 von Georges Bizet und Ernest Guiraud. Die ungebrochene Kraft der melodischen Erfindung triumphierte dabei nicht nur bei "Aragonaise" oder "Intermezzo" aus der Suite Nr. 1, sondern auch beim facettenreich musizierten "Danse boheme" aus der Suite Nr. 2.
Weitere Höhepunkte waren der mit knisternden Synkopen gespielte "Libertango" für Violine solo von Astor Piazzolla sowie "Oblivion" für Violoncello solo von Peter Pejtsik, wo sich die lyrischen Klänge immer mehr intensivierten. Gustavo Surgik (Violine) und Mikael Samsonov (Violoncello) erhielten hier einen besonderen Applaus.
"Danza ritual del fuego" aus "El amor brujo" von Manuel de Falla beeindruckte mit aufpeitschenden Rhythmen und feurigen Melodien.
Bei den mit unglaublicher Rasanz und zahlreichen Staccato-Attacken atemlos gespielten vier Tänzen aus "Estancia" op. 8 des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera verband sich in einzelnen Sätzen wie "Die Landarbeiter", "Weizentanz" oder "Die Tagelöhner" rhythmisches und melodisches Feuer mit dem Zauber argentinischer Folklore. Dazu wurde ein gewaltiges Feuerwerk abgebrannt, das die Zuhörer in einen Taumel der Begeisterung versetzte.
Großer Jubel.