Green Corridors von Natalka Vorozhbyt, im Auftrag der Münchner Kammerspiele geschrieben, erzählt von geflüchteten ukrainischen Frauen beim Schlangestehen. Bei der Ausreise nach Europa, in der Geflüchtetenunterkunft, auf der Suche nach einem neuen Leben in Wien, schließlich auf dem Weg zurück, immer müssen die Katzenliebhaberin mit ihren zwei Katzen und neun Spitzen, die Hausfrau, die Nageldesignerin und die Schauspielerin vor allem eines: warten. Dabei begegnen sie Grenzbeamt*innen, Sozialarbeiter*innen und Freiwilligen – Europäer*innen eben. Von dem komplizierten Verhältnis zwischen den Geflüchteten, ihren Traumatisierungen, ihren Verlusten und ihrem Stolz und den Europäer*innen mit ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer Fremdheit, „ihrem höflichen, gleichgültigen Blick“ erzählt Green Corridors mit Witz und Trauer und einem unbestechlichen Blick fürs Groteske. Und reflektiert dabei außerdem die Widersprüche der Ukrainer*innen im Verhältnis zu ihrem Staat und ihrer Geschichte.
Am Tag nach der Lesung von Green Corridors findet im Autor*innentheater Kyjiw eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Burgtheater statt, bei der anhand von Natalka Vorozhbyts Stück vom Schreiben im und über den Krieg die Rede sein soll. Welche Worte lassen sich noch finden, wie die schrecklichen realen Erfahrungen der Gegenwart mit den widerspruchsvollen historischen Erzählungen in Verbindung bringen? Was bedeuten die verschiedenen Perspektiven aus „dem Westen“ und aus „der Ukraine“ für das Schreiben eines literarischen Textes, welche Bedeutungen fügen sie ihm hinzu, auf welche blinden Flecken weist er sie hin? Wie gelingt es uns über das zu sprechen, worüber dieser extrem vielschichtige und humorvolle Text spricht? Wird er uns am Ende beim Sprechen miteinander geholfen haben? Es diskutieren die Autorin des Stücks Natalka Vorozhbyt, der Regisseur der Münchner Uraufführung Jan-Christoph Gockel, der Regisseur der Kyjiwer Aufführung Maksym Golenko und die Autorin und Malerin Liudmila Tymoshenko.
Das Autor*innentheater Kyjiw ist eine unabhängige Initiative von ca. 20 Dramatiker*innen. Am 12. März 2022 hätte in Kyjiw ein neues Theater eröffnen sollen, das zeitgenössische ukrainische Literatur fördern wollte. Die geplante Eröffnung wurde durch den russischen Angriff verunmöglicht. Eine Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Burgtheater bietet der Arbeit des Autor*innentheater Kyjiw daher im Wortsinne eine Bühne.
Kasino
AUTOR*INNENTHEATER KYJIW TEIL 1
Szenische Lesung von Green Corridors von Natalka Vorozhbyt
Mit: Regina Fritsch, Lilith Häßle, Caroline Peters, Katharina Pichler, Safira Robens,
Tilman Tuppy. In Anwesenheit der Autorin. Auf deutscher Sprache.
6. Mai, 18.00 Uhr
Online
AUTOR*INNENTHEATER KYJIW TEIL 2
Schreiben im und über den Krieg
Zoom-Talk mit Künstler*innen live aus Kyjiw
Mit: Natalka Vorozhbyt, Liudmila Tymoshenko, Jan-Christoph Gockel, Maksym Golenko
Moderation: Sebastian Huber (Wien) und Maksym Kurochkin (Kyjiw).
Auf deutscher und ukrainischer Sprache. Übersetzung: Anna Kauk
Im Anschluss an den Talk wird ein Ausschnitt aus der szenischen Lesung von Green Corridors im Stream gezeigt.
Der Zoom-Link zur Veranstaltung wird direkt an die Newsletter-Abonnent*innen verschickt.
Die Teilnahme ist kostenlos.
7. Mai, 16.00 Uhr (Wegen der Ausgangsbeschränkungen in Kyjiw muss die Veranstaltung bereits um 16.00 Uhr stattfinden.)