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METROPOLIS, Ein Projekt zum Film von Fritz Lang und Thea von Harbou, SCHAUSPIELHAUS GRAZ

Premiere am 19. März 2010 um 20 Uhr, Probebühne

 

Die urbane Modernität, die „Goldenen Zwanziger“, die utopisch kinematographische Stadt – kein Film beschwört diese Klischees des vergangenen Jahrhunderts lebhafter herauf als Metropolis, Fritz Langs unverwüstliches Meisterwerk aus den Jahren 1926/27.

Von seiner Entstehung bis heute hat dieser Filmklassiker, der sich immer wieder aufs Neue aus seinen eigenen Widersprüchen speist, ebenso viele hymnische Lobreden wie abschätzige Kritiken hervorgerufen. Die Aufzählung der kontroversen Wertungen wie Sozialkitsch, antirevolutionäre bzw. prorevolutionäre Propaganda, präfaschistische Ästhetik oder filmtechnisches Meisterwerk ließen sich unendlich fortsetzen. Der Monsterfilm, den die Kritiker zu hassen liebten, floppte bei der Premiere, wurde in der im Retrolook aufgemotzten Technoversion der 80er zum Kultfilm und wird unterdessen als Archetyp des Science-Fiction-Noir-Katastrophenfilms gehandelt.

 

Der Plot des Films ist relativ simpel: Industriemagnat Joh Fredersen regiert Metropolis, Stadt der Zukunft, Stadt der Ausbeuter und Ausgebeuteten. Die Reichen vergnügen sich in den paradiesischen Gärten der Oberstadt, während die Arbeiter unterirdisch ein erbärmliches Dasein fristen. Fredersens Sohn Freder verliebt sich in Maria, eine Arbeiter-Aktivistin aus der unterirdischen Stadt, die den Arbeitern Befreiung aus der Versklavung predigt. Sie führt ihn in die Unterwelt, wo er die Arbeiterbewegung unterstützt. Um den Arbeitern den Glauben an Maria zu nehmen, lässt Freders Vater von Wissenschaftler Rotwang eine mechanische Doppelgängerin Marias konstruieren. Rotwang aber programmiert den ersten weiblichen Androiden so, dass dieser seinem eigenen zerstörerischen Plan dient …

 

Das Schauspielhaus Graz bringt ein Projekt über den Stummfilmklassiker mit drei Schauspielern und den Grazer Film- und Projektionskünstlern OchoReSotto auf die Probebühne.

 

Die Regisseurin Claudia Bauer, bekannt dafür, Monumentalstoffe ganz klein einzudampfen, erarbeitet ein Projekt zu ausgewählten Aspekten rund um den Mythos Metropolis. Eine szenische Exposition und rasante Reise durch Thea von Harbous Romantexte, Making-off Momenten und Schlaglichtern auf aktuelle wie damals im Film geführte oder aber auch sträflich vernachlässigte Diskurse, wie z. B. Klassengesellschaft, Mensch-Maschinenverhältnis, Individuum und Arbeit oder Kapitalismus.

 

OchoReSotto wird auf der Bühne mit live an einem abgefilmten Stadtmodell mit Super8 ein visuelles Bühnenbild erschaffen wobei Fritz Langs revolutionäre Filmtricks erprobt und weitergeführt werden.

 

Inszenierung Claudia Bauer

Bühne und Kostüme Hendrik Scheel

Videokunst OchoReSotto

Dramaturgie Regula Schröter

 

Mit Katharina Klar, Franz Solar, Franz Josef Strohmeier

 

Zur Regisseurin

Claudia Bauer

Claudia Bauer, geboren 1966 in Landshut Niederbayern, absolvierte ihr Regie- und Schauspielstudium an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Nach Abschluss des Studiums Arbeiten als freie Regisseurin. Enge Zusammenarbeit mit dem Puppenspieler und Dramaturgen Rainald Grebe, u. a. bei der preisgekrönten Inszenierung Faust – eine Höllenfahrt in 13 Bildern nach Goethe am Puppentheater Halle.

Von 1999 bis 2004 Künstlerische Leiterin des Theaterhauses Jena, das in dieser Zeit zu einem überregional viel beachteten Theater avancierte. (Woyzeck von Georg Büchner, Nachtasyl von Maxim Gorki, Kasimir und Karoline von Ödön von Horvath, Platonov von Anton Tschechov, Ein Sommernachstraum von William Shakespeare.)

Anschließend Hausregisseurin am Neuen Theater Halle. Eröffnung der Spielzeit mit dem beim „Stückemarkt“ (Theatertreffen 2005) preisgekrönten Seefahrerstück von Oliver Schmaering. Danach viele weitere Regiearbeiten an verschiedenen deutschsprachigen Häusern.

Große Beachtung fand letzte Spielzeit ihr Projekt Virgin Queen – Sandra Hüller spielt und singt Elizabeth I. Gestört von 75 Puppen und den Bessie Singers, Koproduktion: Volksbühne Berlin, Puppentheater Halle, Schauspiel Stuttgart

 

Zur Videokunst

OchoReSotto sind Stefan Sobotka und Volker Paul Sernetz . Die zwei Grazer Filmkünstler und Filmproduzenten sind seid 2003 unter dem Namen OchoReSotto tätig. Ihre Collagen aus verschiedenen Laufbildern, Super8-, Dia- und Digitalprojektionen konnten bei verschiedenen Ausstellungen (MMKK Klagenfurt, Summer of Love MQ, , Medienkulturhaus Wels, Soundframe Wien), Musikfestivals (Reeperbahnfestival Hamburg, C/O Pop Köln, Popkom Berlin, Shining Festival) und anderen Veranstaltungen (Lifeball, Diagonale, Nomos Berlin, AlpeAdria Filmfestival Triest, Verve Club Berlin ) bestaunt werden.

Diverse Musikvideoprojekte, DVDs und Liveprojekte für verschiedene Künstler (Sakkaku VJ Crew Japan, Akira Kurosava lightning Team , Gazette Japan, LeTamtam, Tom Wieland ) bei denen Visuals als Hauptelement mit Videokameras überlagert werden, gelten als das Markenzeichen der beiden Grazer.

Bis 2008 waren OchoReSotto das Resident VJ Team des Verve Club der Universal in Berlin. 2009 belegten sie beim NOMOS Filmfestival in Berlin den ersten Platz in der Kategorie 16mm Film International.

 

Zu den Machern vom Film Metropolis

Fritz Lang, geboren 1890 in Wien, war als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur tätig. Er begann ein Bauingenieurstudium und studierte an der Akademie der bildenden Künste Malerei. 1922 heiratete er seine zweite Frau Thea von Harbou, Mit ihr gemeinsam produzierte Lang diverse Filme 1933 emigrierte Lang und er und von Harbou ließen sich scheiden. In den 1940er Jahren drehte er mehrer Anti-Nazi-Filme in den USA. Er prägte die Stummfilm- und frühe Tonfilm-Ära mit neuen ästhetischen und technischen Maßstäben. Filme wie M – Eine Stadt sucht einen Mörder oder Metropolis gehören zu den Meilensteinen der deutschen und internationalen Filmgeschichte.

 

Thea von Harbou, geboren 1888 in Tauperlitz, ist bekannt als Theater-Schauspielerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Sie schrieb Drehbücher u. a. für Joe May, Carl Theodor Dreyer, Friedrich Wilhelm Murnau und Fritz Lang. Zusammen mit ihrem Mann Fritz Lang produzierte sie Stumm- und Tonfilme. Thea von Harbou schrieb viele Novellen, Märchen und Erzählungen, wie Der Krieg und die Frauen, Von Engelchen und Teufelchen oder Deutsche Frauen. Bilder stillen Heldentums. Viele ihrer Drehbücher wurden auch als Romane veröffentlicht, so zum Beispiel Metropolis. 1933 und 1934 versuchte sie sich als Regisseurin: Hanneles Himmelfahrt und Elisabeth und der Narr. 1940 wurde sie NSDAP-Mitglied. Nach der Entnazifizierung war sie ab 1948 wieder in der Filmbranche tätig.

 

Weitere Vorstellungen am 30. März sowie am 3., 14. und 25. April 2010, jeweils 20 Uhr, Probebühne.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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