Bei dem Attentat wurden 90 Menschen ermordet. Die Unmittelbarkeit der Dokumentation Leiris‘ Seelenlebens in den Tagen nach dem Anschlag, während derer sein Universum und das seines damals eineinhalb jährigen Sohnes von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt wurde, gibt einerseits Einblick in die Tragödie, mäßigt aber durch Leiris eigene friedvolle Haltung, den
Impuls nach Fatalismus, Rache und Hass.
Leiris lenkt den Blick von den Tätern auf die Opfer und macht klar, dass hier der Bedarf Hilfe (aber nicht ungefragte oder aufgedrängte) zu leisten mehr gefragt ist als der Wunsch Rache zu üben. Der Text steht nicht für ein Verzeihen, aber für Frieden. Das ist seine große Leistung.
MEINEN HASS BEKOMMT IHR NICHT wird in einer vom Autor autorisierten gekürzten Fassung gelesen.
Mit: Anne Schröder
Dramaturgie: Eva Marianne Kraiss
Übersetzung: Doris Heinemann
nächste Lesung: 18.06. um 18:00 Uhr