Im Sommer 1957 schrieben Inge und Heiner Müller im Auftrag des DDR-Rundfunks ein Hörspiel, das auf Recherchen der Autoren in dem im Bau befindlichen Gaskombinat "Schwarze Pumpe" beruhte. Zur Eröffnung der Spielzeit 1958/1959 plante das Maxim Gorki Theater die szenische Uraufführung des Textes. Im Anschluss an eine Probeaufführung im Maxim Gorki Theater kam es zu Diskussionen mit geladenen Partei- und Kulturfunktionären. Auf der Basis dieser Diskussionen überarbeiteten Heiner und Inge Müller "Die Korrektur" erneut, eine Korrektur der "Korrektur" entstand. Diese zweite Fassung wurde am 2. September 1958 im Maxim Gorki Theater uraufgeführt.
Der „Bericht vom Aufbau“ erzählt von den Schwierigkeiten der ersten Jahre der DDR. Im Zentrum steht der Kommunist Bremer, der unter den Nazis wegen seiner politischen Überzeugung im Zuchthaus gesessen hatte, aber auch nach 1945 in Schwierigkeiten – diesmal mit der SED-Führung – geraten war: weil er einen ehemaligen Nazi verprügelt hatte, wurde er strafversetzt. Auf der Großbaustelle des Kombinats „Schwarze Pumpe“ soll er sich nun als Brigadier in der Produktion bewähren. Hier gerät er wieder zwischen die Fronten. In der Truppe, der er vorsteht, wird der Mangel an Material und Zeit, der zu Verzögerungen in der Planerfüllung führt, auf dem Papier „korrigiert“; als Bremer sich darauf nicht einlassen will, bezieht er erneut Prügel. Die Folgen des Betrugs zeigen sich, als ein Bauabschnitt durch den Pfusch der Arbeiter zusammenbricht. Bremer muss sich zwischen Arbeitern, Parteisekretären und Ingenieuren behaupten.
Alle in diesem Stück stehen mehrfach unter Druck: Auf dem kontaminierten Boden des postfaschistischen Deutschlands, in einer industriell unterentwickelten Region eine „Neue Welt“ zu bauen, ohne die ideologischen und sozialen Gräben überbrücken zu können.„Der Bericht vom Aufbau“ wird so auch – ohne dass die Autoren es wollten – zu einem „Bericht vom Scheitern“, bereits in diesem Text des 29-jährigen Heiner Müller zeichnet sich die klaffende Diskrepanz zwischen dem ideologischen Anspruch der frühen DDR und der sozialen Wirklichkeit ab.
50 Jahre nach dieser Uraufführung eröffnet das Maxim Gorki Theater Berlin die Spielzeit 2008/2009 mit einer szenischen Lesung der Erstfassung von „Die Korrektur“, eingerichtet von Armin Petras. Der Abend beginnt mit einer Einführung in die Geschichte des Textes und seiner historischen Bezüge, unter anderem mit Dr. Kristin Schulz, Heiner-Müller-Expertin der Humboldt-Universität Berlin.
Mit: Bremer [Brigadier]: Peter Kurth, Parteisekretär/Vorsitzender: Ursula Werner, Franz K.: Robert Kuchenbuch,
Heinz B.: Johann Jürgens, Frau/Bauer/Ingenieur: Hilke Altefrohne, Major: Horst Kotterba
Leitung: Ludwig Haugk, Szenische Einrichtung: Armin Petras, Bühne: Kathrin Frosch, Kostüme: Hanne Günther,
Video: Niklas Ritter
KORREKTUREN! DIE GESCHICHTE IST NICHT ZU ENDE: Das Maxim Gorki Theater Berlin leiht sich bei Heiner Müller auch das Motto für die Spielzeit 2008/2009. Damit wird die „Spurensuche“ fortgesetzt – die Beobachtung der Geschichte auf der Suche nach einer relevanten Sprache für die aktuellen sozialen und politischen Konflikte. Im Auftrag des Maxim Gorki Theaters werden die Autoren Felicia Zeller und Thomas Freyer an KORREKTUREN 2008 arbeiten. Inspiriert von Müllers Text und seiner Geschichte werden sie Kurzdramen entwickeln, die im Maxim Gorki Theater Anfang des
Jahres 2009 präsentiert werden sollen. Das MGT verknüpft damit das Jubiläum der Uraufführung eines streitbaren und widersprüchlichen Textes mit der Entwicklung neuer Stücke und Formate.