Wobei sich Offenbach in diesem Falle nicht irgendwelcher griechischen Götter oder sonstigen übermenschlich großen Helden bedient, um die Lächerlichkeit unseres Seins auf den Punkt zu bringen. Im Gegenteil. Unsere Protagonisten sind diesmal ziemlich winzig. Aber auch Insekten legen frappierend menschliche Eigenschaften an den Tag, wenn es darum geht, das Operettenhappyend zu erreichen, ohne seinen Kopf zu verlieren.
Seinen Kopf verliert man auf der Wiese nämlich ziemlich schnell, wenn man als pflichtvergessene Biene beschließt, seine Tage statt mit Honig-Sammeln lieber mit diversen Insektenbekanntschaften zu verbringen. Dass Grashüpfer enttäuschend unzuverlässige junge Herren und Hornissen gefährlich hungrige junge Damen sind, weiß ja jedes Kind, aber dass man mittlerweile nicht einmal mehr den Rosenkäfern trauen kann und alle Libellen für ihre Kunst morden würden, das alles muss man als junge Biene erst schmerzhaft lernen, bis man endlich ein Insekt gefunden hat, mit dem es sich lohnt, gemeinsam zu überwintern. Und ein Insekt für den Winter will unsere Biene Maja auf jeden Fall; am liebsten natürlich einen Menschen, denn Menschen sind fast so klug wie die Bienen. Aber selbst in der Operette kriegt eine flotte Biene nicht immer das, was sie sich wünscht. Die Liebe zwischen verschiedenen Insekten bleibt schwierig.
Insekten sind im Herzen nämlich überraschend ähnlich gebaut wie wir Menschen. Aber sie haben immer noch sechs Beine, und mit denen bewegen sie sich verdammt schnell über die Bretter, die die Welt bedeuten. Welch bessere Besetzung für diese quicklebendige Truppe könnte es geben als den neuen Jahrgang des Studiengangs Musical/Show der UdK Berlin?
Sieben junge Sänger/Tänzer/Darsteller schlüpfen von der pummeligen Raupe bis zum strahlenden Schmetterling in über dreißig Rollen, immer magisch angezogen vom Scheinwerferlicht und jederzeit bereit, mit den Hinterbeinen die nächste Musiknummer anzustimmen.
Ulrike Reinhard hat dafür eine spielfreudige Zirkuswiese entworfen, Hans-Peter Kirchberg übernimmt die Leitung der Käferkapelle, Wolfgang Böhmer hat Offenbachs Musik für Grille und Klavier neu arrangiert, Peter Lund gemeinsam mit Waldemar Bonsels den Text grashüpfergerecht eingerichtet und Andrea Heil bringt unsere hundertachtzig Insektenbeine in die richtige choreographische Reihenfolge.
Es soll ja Menschen geben, die sich vor Insekten oder Operette ekeln. Diese Produktion wird sie eines Besseren belehren. Generationsübergreifend. Versprochen.
Inszenierung: Peter Lund
Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg
Ausstattung: Ulrike Reinhard
Choreographie: Andrea Heil