Das altbewährte Schild der ästhetischen Einheit und der dramaturgischen Kohärenz bietet Schutz, aber engt auch gleichzeitig ein. Anstatt in kurzer Zeit das institutionelle Theater nachzuahmen und einen fertigen Abend zu behaupten, trauen sie sich, die geschützten Zonen zu verlassen und machen sich auf eine unzeitgemäße Suche nach dem Fragmentarischen und Unerklärbaren.
Sind es zwei antike Ziegenhirten, die ihren Ruhestand in der Idylle eines Teichs fristen, oder moderne Touristen am Pool eines Ferienresorts? Ihre Ankunft an diesem magischen Ort liegt in so ferner Vergangenheit, dass sie selbst es nicht mehr sagen könnten. Und vom Rest der Welt sind sie durch eine hohe Mauer getrennt. Gut nur, dass sie einen Haufen Bücher und Campari gehortet haben, die etwas Abwechslung in ihre absurde Existenz bringen.
Aber in letzter Zeit ändert sich etwas am Baggerloch: Ist es etwa die Ankunft fremder Wesen, auf deren Rückstände sie vermehrt treffen? Oder spielt ihr isolierter Geist ihnen Streiche? Und wo ist eigentlich der Würfelspieler Schorsch geblieben, der doch eigentlich der Dritte in der Runde war?
Ob es Halluzinationen sind, spielt für die beiden alten Freunde längst keine Rolle mehr. Sie finden sich zunehmend in Szenen geworfen, die Gestalten aus ganz anderen Zeitlinien hervorbringen. Die Auseinandersetzung mit diesen Figuren führt sie tief in ihre eigene widersprüchliche Vergangenheit und scheint doch gleichzeitig eine diffuse Relevanz für das Leben da draußen zu haben, von dem sie räumlich getrennt sind.
Mit: Angelika Bosse, Kaya Loewe, Tarik Moussaid, Jannis Roth
Text und Regie: Kilian Bauer
Bühne: Shel Yan
Kostüme: Hannah Enste
Dramaturgie: Jakob Ilakovac