Die Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer beschäftigten sich während dieser Zeit mit den Grundlagen des Schauspiels. Elf von ihnen zeigen nun mit einer freien Fassung von Georg Büchners «Leonce und Lena» ihr erstes Stück. Die Hinterfragung heutiger Autoritäten und Konventionen, die Sehnsucht nach einem romantischen, zwanglosen Leben fliessen dabei in das «Lustspiel der Langeweile» des Revolutionärs Georg Büchner ein.
Auch Georg Büchner war erst 22 Jahre alt, als er Leonce und Lena verfasste. Der junge Schriftsteller, Revolutionär und Student der Naturwissenschaften verliess 1835 seine Heimat Hessen fluchtartig Richtung Strassburg, um seiner drohenden Verhaftung wegen der Verbreitung der Flugschrift «Hessischer Landbote» zu entgehen. Mit der Parole «Friede den Hütten! Krieg den Palästen!» wurde darin die hessische Landbevölkerung zur Revolte gegen die Unterdrückung aufgerufen. Im Strassburger Exil widmete sich Büchner neben Übersetzungsarbeiten wieder der Naturwissenschaft und schrieb eine Dissertation über das Nervensystem bei Fischen. Büchner selbst beschrieb diesen Winter in der Studierstube als «das langweiligste Gefängnis unter der Sonne». Schule, Hof und Stadt schienen dem jungen Mann Brutstätten der Langeweile zu sein. Seinen Überdruss an bürgerlichen Beschäftigungen schrieb sich der Dichter mit dem Lustspiel «Leonce und Lena» von der Seele.
Darin flüchten Leonce und sein Freund Valerio vor der Mechanik sozialer Konventionen und einer drohenden Zwangsheirat in das Traumland Italien. Anstatt sich auf einen bürgerlichen Beruf vorzubereiten üben sich die beiden in der Kunst des Müssiggangs und im Spott über Eltern, Staat und Kirche: «Was die Leute nicht alles aus Langeweile treiben! Sie studieren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben sich aus Langeweile, sie heiraten aus Langeweile!»
Auf ihrer Flucht in die vermeintliche Freiheit begegnen sie Lena und deren Freundin, die ebenfalls den bürgerlichen Konventionen zu entfliehen suchen.
Das junge Ensemble von basta! transformiert die ein Märchen parodierende Geschichte in die Gegenwart. War zu Büchners Zeiten das Leiden an Langeweile und der Sinnverlust wohl ein Problem der gehobenen Stände, sind diese Themen heute Bestandteil der Jugendkulturen geworden.
Spiel: Katharina Balzer, Nadja Busch, Géraldine Camenisch, Meret Conrad, Madlaina Hirsbrunner, Felix Kammer, Gianna Könz, Sandro Lötscher, Ricardo Mainetti, Lena Menn, Theresa Thullen
Leitung: Roman Weishaupt.
Musik und Sound: Anselm Caminada.
Assistenz und Ausstattung: Chris Hunter. Lichtkonzept: Stefan Casotti. Beratung Ausstattung: Remo Arpagaus.
Dramaturgische Mitarbeit: Annetta Baumann, Mathias Balzer.
Produktion basta! Junges Theater Chur – Teater giuven Cuira – Teatro giovane Coira
Weitere Aufführungen: DI 26. Mai: 14 Uhr, MI 27. / DO 28. Mai: 20 Uhr