Jenseits von Makartscher Schwülstigkeit inszenierte Joan Anton Rechi Emmerich Kálmáns Operette "Die Csárdásfürstin". In einem mondänen Ambiente, angelehnt an das 1910 von Adolf Loos entworfene Gebäude für das Nobelgeschäft Goldman & Salatsch in Wien, spielt sich die Liebelei zwischen dem gefeierten Varietéstar Sylva Varescu und Edwin, dem reichen Fürstensohn, ab. Immer wieder zerschlagen sich ihre Hoffnungen, durch die Legitimation des Liebesverhältnisses in die feine Gesellschaft aufzusteigen und anerkannt zu werden. Edwin kann sich nicht durchringen, zu ihr zu stehen und hält häufig seine Versprechen nicht ein. Ein happy Ending wird hier nicht offeriert. Leise deutet Rechi im Eingangsbild an, dass am Ende ihrer Karriere nur noch ein Leben als Raumpflegerin bleiben könnte. Gesellschafskritik ist ansonsten in einer Operette nicht vorgesehen, schließlich dient sie der puren Unterhaltung. Und für diese Leichtigkeit wird die Csárdásfürstin mit ihrer spritzigen Musik, Wiener Walzer mit einem Schuss pfeffrigem ungarischen Csárdás, und den großen Showeffekten auch geliebt. Die glamourösen Kostüme von Sebastian Ellrich nehmen die Eleganz des Bühnenbildes von Alfons Flores auf, sie orientieren sich an der Charleston-Mode und den Auftritten der Girls der Ziegfeld Follies.
Die großartige Inszenierung von Rechi leidet etwas unter den zu lautstark musizierenden Düsseldorfer Symphonikern, welche die Sänger übertönen, so dass diese mitunter Mühe hatten, sich stimmlich durchzusetzen. Bruce Rankin als Edwin ist stellenweise überhaupt nicht zu hören, offenbar hat er die Lippenbekenntnisse etwas zu wörtlich genommen. Zwar ist er ein rollenbedingt leichtlebiger Bonvivant, aber er tritt hier so fad auf, dass man sich fragt, warum Sylva ihm nicht schon längst den Laufpass gegeben hat. Überzeugend waren dagegen Romana Noack als Sylva Varescu, Aïsha Tümmler als Stasi und Florian Simson als Graf Boni Káncsiánu. Manuela Kunze als Anhilte Fürstin von und zu Lippert-Weylersheim durfte am Ende nicht nur ihr bigottes Verhalten zugunsten einer freudesprühenden Showeinlage ablegen. Beschwingt zollte das Publikum dieser Inszenierung stürmischen Beifall.
DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN von Emmerich Kálmán
Operette in drei Akten
Libretto von Leo Stein und Béla Jenbach
Musikalische Leitung: Patrick Francis Chestnut
Inszenierung: Joan Anton Rechi
Bühne: Alfons Flores
Kostüme: Sebastian Ellrich
Choreographie: Amelie Jalowy
Licht: Volker Weinhart
Chorleitung: Christoph Kurig
Dramaturgie: Bernhard F. Loges
Fürst von und zu Lippert-Weylersheim: Peter Nikolaus Kante
Anhilte: Manuela Kunze
Edwin: Bruce Rankin
Stasi: Aïsha Tümmler
Graf Boni Káncsiánu: Florian Simson
Sylva Varescu: Romana Noack
Feri Bácsi: Stefan Heidemann
General Rohnsdorff: Christian Bartels
Kiss, Notar: Clemens Begritsch
Tänzerin: Anastasia Siriatska, Caterina Mascia, Sara Blasco Gutiérrez, Chih-Ying Ku-Gebert, Tina Vasilaki
Tänzer: Joeri Burger, Jonas Tilly, David Laera, Alexander Andreyev, Fernando Moraga
Chor: Chor der Deutschen Oper am Rhein
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Premiere 7. Dezember 2013 im Opernhaus Düsseldorf