Das Leben ein Vergnügen! Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man das Gemeinschaftswerk „Coup Fatal“ von KVS & les ballets C de la B/Serge Kakudji, Rodriguez Vangama, Fabrizio Cassol, Alain Platel im Tanzhaus NRW sieht. „Coup Fatal“ ist eher Konzert denn Tanztheater, da die Bewegungen lediglich der Untermalung oder Erläuterung der Musik dienen. Barockmusik trifft auf zeitgenössische und traditionelle afrikanische Musik, wird angeeignet, integriert. Herausgekommen ist eine durchweg beschwingende Musik.
Golden schimmern die Vorhänge, die sich bei näherem Hinsehen als aus Patronenhülsen gefertigt entpuppen. Und so lässt sich ahnen, dass das Leben nicht nur von der Leichtigkeit des Seins getragen ist. Immer dann, wenn der kongolesische Countertenor Serge Kakudji barocke Klagelieder anstimmt, wenn Glucks Arie „Che faro senza Euridice“ oder Händels „Lascia ch’io pianga“ erklingt, wird deutlich, dass es auch Brüche, Not und Leid im Leben gibt. Gegen die Not und das Elend des Alltags, die mitunter brutale Lebenswirklichkeit in Afrika, setzten die sogenannten Sapeurs ein Zeichen. Sie tragen ein Dandytum zur Schau mit selbstbewusstem Gehabe, in das sich zuweilen auch Selbstironie mischt, und mit farbenfroher Kleidung, die europäische elegante Anzüge imitiert und einen entspannten Lebensstil signalisiert.
Letztlich verweist aber nur der Titel „Coup fatal“ (Todesstoß) auf die Absicht, das gewaltbehaftete Leben in Afrika zu verdeutlichen. Dem Zuschauer vermittelt sich dagegen überwiegend lebensbejahende, übersprudelnde Fröhlichkeit. Keiner der sich der überschäumenden Lebensfreude dieser Truppe zu entziehen vermag! Dementsprechend euphorisch wurden sie bejubelt.
Countertenor: Serge Kakudji
Dirigent: Rodriguez Vangama
Künstlerische Leitung: Alain Platel
Musikalische Leitung: Fabrizio Cassol
Ein Projekt von: Russell Tshiebua und Bule Mpanya (Gesang), Rodriguez Vangama (E-Gitarre), Costa Pinto (akustische Gitarre), Bouton Kalanda, Erick Ngoya und Silva Makengo (Likembe), Tister Ikomo (Xylophon), Deb’s Bukaka (Balafon), Cédrick Buya, Jean Marie Matoko und 36 Seke (Percussion)
Komposition: Rodriguez Vangama, Fabrizio Cassol und Coup Fatal nach Händel, Vivaldi, Bach, Monteverdi, Gluck; Idee: Serge Kakudji, Paul Kerstens
Assistenz künstlerische Leitung: Romain Guion
Bühne: Freddy Tsimba; Licht: Carlo Bourguignon; Sound: Max Stuurman; Kostüme: Dorine Demuynck.
1. November 2014