Die Situation dieser Satire spitzt sich immer weiter zu und wird von Christof Küster auch sehr flott und spritzig inszeniert. Und die Ausstattung von Maria Martinez Pena frischt das von spröden Utensilien beherrschte Finanzamtsbüro mit einer riesigen grünen Pflanze auf. Die von Barbara von Münchhausen virtuos gemimte Bea Mtinnen hat zwar "keinen finnischen Hintergrund", wettert aber gegen soziale Ungerechtigkeit und fordert den Einsatz von Sozialarbeitern, die sich in reichen Villen umsehen. Dort werde armen Menschen das Geld weggenommen.
Das Stück blitzt vor Sprachwitz und sarkastischer Ironie. Und wenn die Finanzbeamtin Nele Neuer (facettenreich: Britta Scheerer) "Wem darf ich noch etwas Sekt?" nuschelt, kommt man aus dem Lachen und Staunen gar nicht mehr heraus. Alle buhlen sie gemeinsam um ihre Beförderung, eine Dame will gar Chefin des gesamten Finanzamts werden, um die Frauenquote zu steigern. Die von Hannah Jasna Hess temperamentvoll gespielte Elfi Nanzen (die wahrscheinlich schwanger ist) und der von Caroline Sessler burschikos verkörperte Songwriter Reiner Lös sind ein gemeinsam veranlagtes Paar, das allerdings in der Krise steckt. "Mach doch selber besser" lautet das Motto.
Die Damen des Finanzamts sind hier ein unschlagbares Team, das immer wieder auf der Suche nach Steuerschlupflöchern ist. Fatma Tabak, die gewitzt von Mariam Jincharadze dargestellt wird, zeigt den anderen schließlich, wo es langgeht: "Watma hier kommt Fatma". Die kleinen und größen Betrüger werden in diesem baufälligen Finanzamt gnadenlos entlarvt. Alles wird bearbeitet, abgestempelt, erledigt oder kommt in die Ablage. Sofern das möglich ist. Denn die Damen bekommen irgendwann Wut- und Tobsuchtsanfälle, werfen die Aktenordner auf den Boden und schimpfen hemmungslos auf ihren Beruf.
Der Zorn über den Verein Fachwerk e.V., der nur aus einem gewissen Herrn Nöl besteht, kennt keine Grenzen. Und bei der dubiosen Firma "KK Law Firm Retirement Plan Trust Ability Branch", die 50 Millionen Kapitalertragssteuer einfordert, flippt Bea Mtinnen alias Barbara von Münchhausen völlig aus. Zuweilen wähnt man sich sogar im berühmten Kabinett des Doktor Mabuse. Angsichts einer Partnerschaftsvermittlungsfirma der High Society kommt den Protagonisten die Idee, eine Börse der Herzen zu gründen, um ihre Nerven zu beruhigen. Im Fall der gefürchteten Rechtsanwaltskanzlei Metzger und Mai droht gar eine Feststellungsklage, die alle auf die Palme bringt.
Es gibt natürlich auch Ärger um die Abschreibung des häuslichen Arbeitszimmers. Die bandenmäßige Steuerhinterziehung wird schließlich mit dem Finanzamts-Gospelchor bekämpft: "Die Steuer muss sexy rüberkommen..." Lehrer seien doch Leute, die glauben, dass sie alles, was sie kaufen, von der Steuer absetzen können. Und der Bürowahnsinn eskaliert schließlich immer weiter, bis Bea Mtinnen alias Barbara von Münchhausen von einem von der Justiz bedrängten Kollegen aus der Schweiz eine Einladung erhält, die sie jedoch schlagfertig verbrennt.
Damit endet dieser kurzweilige Abend, der das Finanzamt zuweilen sogar in einem sympathischen Licht erscheinen lässt. Großen Applaus und "Bravo"-Rufe gab es nicht nur für dieses Stück, das virtuos mit der Sprache spielt und auch Wörter verschluckt.