Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
KENNETH MACMILLAN: LIEDER VON LEBEN UND TOD - Stuttgarter Ballett KENNETH MACMILLAN: LIEDER VON LEBEN UND TOD - Stuttgarter Ballett KENNETH MACMILLAN:...

KENNETH MACMILLAN: LIEDER VON LEBEN UND TOD - Stuttgarter Ballett

Premiere 27. November 2009, 19 Uhr, Opernhaus Stuttgart

Ballettabend zum 80. Geburtstag des britischen Choreographen

Sir Kenneth MacMillan (1929-1992)

"Das Lied von der Erde"

"Requiem"

 

Die Adventszeit beginnt beim Stuttgarter Ballett mit einem ebenso spektakulären wie besinnlichen Ballettereignis:

 

Sir Kenneth MacMillans groß besetzte Stuttgarter Tanz-Schöpfungen Das Lied von der Erde und Requiem kehren nach mehr als einem Jahrzehnt auf die Bühne des Opernhauses zurück. Beide Werke beeindrucken mit herausfordernden Rollen für zahlreiche Solisten der Compagnie und werden musikalisch interpretiert von Gesangs-Solisten und dem Extra-Chor der Staatsoper Stuttgart sowie dem Staatsorchester Stuttgart.

 

Die hochkarätige Besetzung führen anlässlich der Wiederaufnahme

Friedemann Vogel (Der Ewige), Maria Eichwald und Filip Barankiewicz (in Lied

von der Erde) sowie Sue Jin Kang, Jason Reilly, Alicia Amatriain, Jirí Jelinek

und Marijn Rademaker (in Requiem) an. Gesangs-Solisten der

Wiederaufnahme sind Olga Polyakova, Michaela Schuster, Motti Kastón und

Johan Weigel.

 

Eine lebenslange Freundschaft verband Kenneth MacMillan nicht nur mit John

Cranko, sondern auch mit dem Stuttgarter Ballett, für das er neben hohem

künstlerischen Respekt auch eine tiefe persönliche Zuneigung empfand. Hier konnte er zwei Werke choreographieren, die er selbst als Schlüsselwerke seines Schaffens definierte und in deren Beurteilung sich die internationale Ballettkritik (und dabei nicht zuletzt die britische und amerikanische Presse!) einig war: Mit Lied von der Erde zu Musik von Gustav Mahler, und Requiem, zu Faurés Totenmesse im Gedenken an John Cranko choreographiert, hatte MacMillan 1965 und 1976 zwei seiner besten, für manche seine besten Ballette überhaupt geschaffen.

 

In Großbritannien wurde MacMillan 1983 für seine Verdienste um den klassischen Tanz zwar in den Adelsstand erhoben, doch in den 1960er und 1970er Jahren hatten die konservativen Vorstände des Londoner Royal Ballet den hochfliegenden Ideen ihres Choreographen und (von 1970 bis 1977) Direktors nicht zu folgen vermocht: Sowohl seinen Vorschlag, zu Mahlers Lied zu choreographieren als auch den Wunsch, im Andenken an John Cranko ein Ballett zu Faurés Requiem zu schaffen lehnte man beim Royal Ballet kategorisch und über Jahre hinweg mehrfach ab.

 

1965 war es John Cranko, der MacMillan einlud, seine Vorstellungen in Stuttgart umzusetzen, 1976 nahm Márcia Haydée sich des Projektes Requiem mit Enthusiasmus an. Beide Stuttgarter Uraufführungen war herausragender Erfolg bei Publikum und Kritik beschieden und beide Werke fanden Eingang in das internationale Ballettrepertoire, schließlich auch in das Repertoire des Royal Ballet.

 

Der 1929 in Schottland geborene MacMillan hatte John Cranko 1946 bald nach

dessen Ankunft aus Südafrika an der Sadler's Wells Ballettschule in London

kennengelernt. Hier wurden beide zu Tänzern ausgebildet, traten mit der Compagnie von Ninette de Valois, dem späteren Royal Ballet, in Covent Garden auf und begannen beide zu choreographieren – eine Berufung, die John Cranko früh für sich entdeckt hatte und zu der er später MacMillan ermutigte, als dieser seine Tänzerkarriere wegen chronischer Auftrittsangst beenden wollte. Cranko zeigte gleich nach seinem Amtsantritt als Ballettdirektor in Stuttgart erstmals Werke von MacMillan und beauftragte ihn mit dem 1963 in Stuttgart uraufgeführten Las Hermanas.

 

Insgesamt hat die Compagnie 14 seiner Werke im Repertoire, sechs

davon wurden für Stuttgart geschaffen. Nach dem Erfolg von Das Lied von der Erde trug man MacMillan die Leitung des Balletts der Deutschen Oper Berlin an, die er von 1966 bis 1969 innehatte. Von 1970 bis 1977 war er Künstlerischer Direktor des Royal Ballet London und anschließend bis zu seinem Tod Leitender Choreograph des Ensembles, für das er zahlreiche

Einakter und eine Reihe abendfüllender Ballette schuf.

 

Kenneth MacMillan starb an einem Herzinfarkt am 29. Oktober 1992, hinter der Bühne in Covent Garden, wo er die Wiederaufnahme seines Balletts Mayerling verfolgte. Beim Stuttgarter Ballett bereitete man zu diesem Zeitpunkt gerade die Wiederaufnahme seiner beiden Hauptwerke Requiem und Das Lied von der Erde vor und erwartete MacMillan zu den Endproben Anfang 1993. Ursprünglich zum 20. Todestag Crankos konzipiert

wurde der Ballettabend, der am 13. Februar 1993 Premiere feierte, dem Andenken Kenneth MacMillans gewidmet. Auch 16 Jahre später lässt sich zum 80. Geburtstag des Choreographen kein passenderes Programm denken als ein Ballettabend, der diese beiden Meisterwerke vereint.

 

Das Lied von der Erde

Ballett in einem Akt und sechs Sätzen

Choreographie: Kenneth MacMillan

Musik: Gustav Mahler Das Lied von der Erde

Bühnenbild und Kostüme: Nicholas Georgiadis

Licht: John B. Read

Uraufführung: 07. November 1965, Stuttgarter Ballett

1. Satz: Das Trinklied vom Jammer der Erde

2. Satz: Der Einsame im Herbst

3. Satz: Von der Jugend

4. Satz: Von der Schönheit

5. Satz: Der Trunkene im Frühling

6. Satz: Der Abschied

 

Requiem

Choreographie: Kenneth MacMillan

Musik: Gabriel Fauré Requiem, op. 48

Bühnenbild und Kostüme: Yolanda Sonnabend

Licht: Mark Pritchard

Uraufführung: 28. November 1976, Stuttgarter Ballett

Kenneth MacMillan widmete dieses Ballett dem Andenken seines Freundes John Cranko

 

Besetzungen unter www.stuttgart-ballet.de

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 23 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

HINGABE AN DEN GLAUBEN -- Neue CD: "The Light of Paradise" von Paul Mealor bei Berlin Classics

Die Chor-Oper "The Light of Paradise" wurde im Auftrag der Zurich Chamber Singers vom britischen Komponisten Paul Mealor komponiert. Sie beschreibt das Leben und die Psyche der mittelalterlichen…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN HERR ALS KINDERMÄDCHEN -- "Pünktchen und Anton" von Erich Kästner im Schauspielhaus STUTTGART

In einer witzigen, mit Rap-Musik unterlegten Inszenierung von Karsten Dahlem (Bühne: Claudia Kalinski; Kostüme: Silvie Naunheim) ist jetzt eine neue Version von Erich Kästners "Pünktchen und Anton" zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

DA DREHT SICH DER SPIESS UM -- "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer im Theater Atelier STUTTGART

Als humorvolle Reise durch ein Beziehungschaos inszeniert Vladislav Grakovskiy "Die Wunderübung" mit Kostüm und Maske von Lara Grakovskaja und der Regieassistenz von Julia Sviridova. Das Ehepaar Joana…

Von: ALEXANDER WALTHER

GRANDIOSE WUCHT -- 2. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters mit Boulez und Brucknerin der Liederhalle STUTTGART

Bruckner und Boulez standen diesmal im Zentrum des Staatsorchesterkonzerts unter der souveränen Leitung von Cornelius Meister.  

Von: ALEXANDER WALTHER

DAS LIEBESFEUER ENTFACHEN -- Premiere "Cyrano de Bergerac" im Schauspielhaus Stuttgart

Natürlich denkt man hier auch an den Film mit Gerard Depardieu. Burkhard C. Kosminski hat die Bühne in verschiedene Räumlichkeiten aufgeteilt. Bühne und Video von Florian Etti spielen virtuos mit…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑