"Wenn du dabei gewesen wärst, was das für ein Affenzirkus war, mit den Behörden, bis wir dich tot gehabt haben! Du glaubst ja net, wie zäh so ein Mensch ist – auf dem Papier.« - erklärt ihm ein alter Bekannter vom Amt. Nichts mehr zu machen. Einmal tot, immer tot. Sonst ginge ja die amtliche Ordnung in die Brüche. Da trifft es sich, dass Sem einem rich-tig Toten dessen Papiere aus der Tasche gezogen hat. Mit dem gültigen Ausweis eines bio-logisch Toten kann er als statistisch Toter einen Neuanfang hinlegen. Denkt Sem.
Der Verblichene war allerdings kein einwandfreies Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft. Er war sogar eigentumsdelikthalber hinter Gittern. Egal, denkt Sem. Man kann aus jedem Le-ben was machen. "Du weißt vom Leben so viel wie ein Kind", hält ihm einer entgegen. Eben. Sem besteht auf seiner Sicht auf die Welt. Kompromisslos. Keiner nimmt ihm die Hoffnung. Unbeirrt geht er seinen Weg - der in die Irrenanstalt mündet.
Eine Geschichte aus der guten alten Bundesrepublik - berührend und gespickt mit wunderbar witzigen Dialogen. Und von zeitloser Aktualität - solange Menschen sich gezwungen sehen, in einer fremden Welt ihren Platz zu finden: Menschen, die "irgendwo auftauchen, wo sie nichts zu suchen haben: bei einem Fest, zu dem sie nicht eingeladen sind."
Wobei es Karl Wittlinger - jenseits des Kriegsheimkehrerdramas - um den Menschen geht, "der zwischen Hoffnung und Zwang einen persönlichen und begehba-ren Lebensweg sucht" (aus einem ZEIT-Interview von 1959).
Komödie in vier Bildern mit einem Vor- und Nachspiel
Regie Andreas Seyferth
Regieassistenz Johanna Krause
Bühne Peter Schultze
Kostüme Johannes Schrödl
Lichtdesign Jo Hübner
Mit Joachim Bauer | Norbert Ortner
Vorstellungen bis 8. Juni
jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr
August–Exter-Str.1 | direkt am S-Bahnhof
Kasse: Di bis So 17:30 bis 20:30 | Kartentelefon: 089 829 290 79
Karten online: www.theaterviellaermumnichts.de