Nicht die Gier nach Reichtum trieb ihn an, vielmehr hatte er das Allgemeinwohl der Gesellschaft vor Augen: „Diese Millionen wollten befreit werden!“ Nach fünf Jahren im Gefängnis und acht Jahren in selbstgewählter Isolationshaft wartet Borkman – verbittert über das an ihm begangene Unrecht – vergeblich auf seine Rehabilitierung. Seine Gattin Gunhild hat ihm den Skandal nie verziehen. Sie setzt alle Hoffnung auf ihren Sohn Erhart, der Karriere machen und die in Schieflage geratene Familienehre wieder herstellen soll. Doch dieser wehrt sich gegen die Vereinahmung durch den Rest der Familie, die alle etwas anderes mit dem Jungen vorhaben.
Als dann eines Winterabends Gunhilds todkranke Zwillingsschwester Ella Rentheim auftaucht, von der die Familie seit dem Bankrott finanziell abhängig ist, beginnt ein erbitterter Kampf um den Sohn des Hauses. Schon einmal haben sich die Schwestern um einen Mann gestritten: um John Gabriel Borkman, der seine Liebe zu Ella geopfert und Gunhild geheiratet hat, um sich den Weg für seine Karriere als Bankdirektor zu ebnen.
Wie häufig bei Ibsen, vollzieht sich auch hier in diesem Spätwerk der Niedergang einer bürgerlichen Familie: Während Borkman immer noch an seinen Ideen und seinem Machtanspruch festhält, drängen zwischen ihm, seiner Frau und Schwägerin alte Verletzungen hoch und Sohn Erhart entfremdet sich nach und nach vom familiären Zusammenhalt. Unübersehbar, der gesellschaftskritische Aspekt des Stückes, mit dem der Autor einen Appell an die bürgerliche Gesellschaft, zur Selbstbestimmung und Emanzipation und darin andererseits auch zum verantwortungsvollen Handeln richtet, nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch im sozialen, gesellschaftlichen Radius.
Elmar Goerden inszeniert Ibsens Porträt eines Machtmenschen, der zwischen Größenwahn und Selbstverkennung die Kontrolle über sein Leben verliert. Helmuth Lohner kehrt als John Gabriel Borkman ans Schauspielhaus Graz zurück. An seiner Seite spielen Nicole Heesters, Andrea Jonasson, Heribert Sasse, Maria Köstlinger und Martin Bretschneider.
Die Inszenierung ist in drei Kategorien für den Nestroy 2012 nominiert: Elmar Goerden in der Kategorie „Beste Regie“, daneben Nicole Heesters als beste Schauspielerin für ihre Darstellung der Gunhild Borkman sowie Heribert Sasse (Rolle: Vilhelm Foldal) als bester Nebendarsteller.
Kooperation mit dem Theater in der Josefstadt Wien
Regie Elmar Goerden
Bühne Silvia Merlo & Ulf Stengl
Kostüme Lydia Kirchleitner
Musik Matteo Fargion
Dramaturgie Gwendolyn Melchinger
Mit Helmuth Lohner, Nicole Heesters, Martin Bretschneider, Andrea Jonasson, Maria Köstlinger, Heribert Sasse, Raphaela Möst
Weitere Vorstellungen am 25., 27. und 28. Oktober, jeweils 19.30 Uhr, sowie ab November.