„Es gibt historische Zeugnisse, aber alles was sich darüber aufgeschichtet hat, ist Fiktion und Fantasie.“, erzählt die Regisseurin Claudia Bossard, die Schillers Sprachkunstwerk auf die Bühne des Staatstheaters Darmstadt bringt. „Und das zu untersuchen am Beispiel von Friedrich Schiller, der dem Stoff eine romantische Wende gibt, eine Heldengeschichte daraus macht, der Johanna ihrer republikanischen Kräfte des Aufbegehrens gegen Herrschaft beraubt, sie am Schluss als Heilige, fast schon als Engel in den Himmel schickt, ist natürlich interessant.“
Die historische Johanna zeigt sich nach den Gerichtsakten als junge Frau, die nicht systemkonform war und angeeckt ist, die bei ihrem Gerichtsprozess Hosen trug, weshalb ihr großer Hochmut attestiert wurde. „Dass man das folglich eliminieren und durch einen Mythos verschönern wollte, und damit aber auch ein revolutionärer und märtyrerischer Kern einer historischen Figur erstickt wird, das interessiert mich.“
Unterstützt durch Elisabeth Weiß (Bühne & Kostüm), Annalena Fröhlich (Video & Sound) und Christina Zintl (Dramaturgie) untersucht sie Schillers Text ganz genau und sucht gleichfalls nach einer eigenen Erzählung für eine Frau, die den entschlossenen Tod einem Leben ohne Freiheit vorzieht. „Es gilt, finde ich, die starken weiblichen Frauenfiguren freizuschreiben von ihrer Geschichtsschreibung, um zu sehen, was bleibt, wenn man den Mythos bei Seite schiebt.“ Die Rolle der Johanna spielt Anabel Möbius, die bei den Hessischen Theatertagen 2019 für ihre Darstellung der Rosa Amalfitano in „2666“ (Regie: Claudia Bossard) als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde.
REGIE Claudia Bossard
BÜHNE UND KOSTÜM Elisabeth Weiß
VIDEO UND SOUND Annalena Fröhlich
DRAMATURGIE Christina Zintl
MIT Anabel Möbius, Elen Gourio, Béla Milan Uhrlau, Ernest Allan Hausmann, Karin Klein, Edda Wiersch, Daniel Scholz, Robert Lang-Vogel, Mathias Znidarec, Stefan Schuster, Hubert Schlemmer;
Nächste Vorstellung am 30. Oktober.