Es gab Zeiten, da konnte man die Windrichtung anhand des Niederschlags der Rußpartikel auf der Fensterbank bestimmen. Es gab Zeiten, da definierte sich eine ganze Region über den Steinkohlebergbau und die Stahlherstellung, da stand der Kumpel als Synonym für den Wiederaufbau. Susanne Linke zeigt in ihrem Stück "Ruhr-Ort" die Welt jenseits des Mythos des fröhlich auf Schacht fahrenden Bergmanns. Es ist eine anstrengende Knochenarbeit, die Kraft und Schweiß fordert, die ruppige Umgangsformen hervorruft. Es ist laut, es ist dunkel. Es sind immer wiederkehrende Arbeitsabläufe, die sie rhythmisiert in schnellen Laufbewegungen darstellt. Mit Vorschlaghammern wird auf Stahlbleche bis zur Erschöpfung eingeschlagen. Nie war Monotonie ästhetischer! Es ist ein reines Männerstück, das die Anstrengung der "Maloche" zeigt.
Bereits 1991, als Susanne Linkes Stück "Ruhr-Ort" uraufgeführt wurde, war das Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet absehbar. 23 Jahre später sind fast alle Zechen geschlossen. So ist "Ruhrort" zugleich ein Erinnerungsstück an eine zumindest in Deutschland abgeschlossene Epoche, eine vergangene Arbeitswelt.
In der jetzt vorgenommen Neuaufführung hat Susanne Linke mit der Streetdancegruppe Renegade kooperiert, daher sind Hip-Hop-Elemente dazu gekommen, die sich harmonisch in das Tanzstück einfügen, denn auch sie dienen letztendlich der Zurschaustellung männlicher Energie und Kraft. Ein packendes Stück, in das der Zuschauer nicht allein aufgrund der Lautstärke hineingesogen wird!
Choreografie, Regie: Susanne Linke
Tanz: Ibrahim Biaye, Alexis Fernandez Ferrera, Said Gamal, Janis Heldmann, Paul Hess, Julio Cesar Iglesias Ungo, Lin Verleger, Victor Zapata;
Bühne: Frank Leimbach (Original); Berit Schog (Umsetzung)
Kostüme: Angela Spreer (Original), Agnes Langenbucher (Umsetzung)
Musik: Ludger Brümmer
Video: Momme Hinrichs, Torge Möller (Fettfilm)
Dramaturgie: Waltraud Körver, Sabine Reich.
Eine Produktion von Pottporus e.V./Renegade Herne und dem Schauspielhaus Bochum
Mai 2014