Im Winterer-Foyer des Theater Freiburg lesen an diesem Tag Mitglieder des Schauspielensembles aus: "Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg".
Anna Politkovskaja beschrieb die Katastrophe des zweiten Tschetschenienkrieges und den Kriegsalltag nach ihm, der mit fadenscheinigen Begründungen begonnen und äußerst brutal durchgeführt wurde. Ihre Texte schildern Folterszenen, rekonstruieren kaltblütige Morde, prangern den Zynismus von Bürokraten an, schildern das Leid und die Verzweiflung der Zivilbevölkerung, die zwischen Armee und Rebellen aufgerieben wird und geben ein beklemmendes Bild vom Klima der staatlich geschürten Angst und Repression in Russland.
Für ihre Arbeit wurde Politkowskaja mit vielen ausländischen Preisen geehrt. 2003 erhielt sie den ersten "Lettre Ulysses Award" für die beste Reportage sowie die "Hermann-Kesten-Medaille". 2004 wurde sie mit dem "Olof-Palme-Preis" geehrt, ein Jahr später wurde ihr der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen. In Russland erhielt sie 2001 den "Preis der Journalistenunion". In ihrem Heimatland sah sie sich aber auch ständigen Drohungen ausgesetzt. Doch einen Leibwächter lehnte sie ebenso ab wie die Flucht ins Exil. 2004 wurde sie Opfer eines Giftanschla-ges. Am 7. Oktober 2006 erschoss sie ein unbekannter Täter im Aufgang ihres Moskauer Wohnhauses. Die Unterlagen zu ihrem letzten Artikel verschwanden.
"Ihr sagt immer nur ‚El Kaida’, ‚El Kaida’. Ein verdammter Slogan. Es ist das Einfachste, die Verantwortung für jede neue blutige Tragödie wegzuschieben. Es ist das Primitivste, womit man das Bewusstsein einer Gesellschaft einlullen kann, die davon träumt, eingelullt zu werden."
(Anna Politkovskaja, "In Putins Russland" (2005, DuMont Verlag)
In Zusammenarbeit mit der Peter-Weiss-Stiftung, Berlin.