Eine Stunde muss das Publikum in SilkeZ's neuester Produktion "private spaces (the p.s.-project)", stehend aushalten. Damit das nicht zu schwer fällt, werden zunächst einige Zuschauer vom Performer Antonio Cabrita, der auf einem Stuhl sitzt, aufgefordert, an einem Experiment teilzunehmen: neben ihm zu stehen, ihn am Hals, am Arm, am Knie zu berühren. Und Antonio Cabrita versucht die unterschiedlichen Eindrücke von der Stärke und Art der Berührung einzuordnen. Eine Person will aber absolut nicht von ihm ablassen, reagiert nicht auf seine Aufforderungen und wird übergriffig. Allmählich entpuppt sich, dass es sich um Caroline Simon handelt, seine Performancepartnerin.
Im Laufe des Abends verkeilen sie sich immer mehr ineinander, ringen miteinander am Boden, wobei die Gewalt diesmal von der Frau ausgeht und der Mann der Abwehrende ist. Nähe und Distanz, Kontrolle und Kontrollverlust werden ausgelotet. Dabei verzieht Caroline Simon keine Mine, sie wirkt wie geistesabwesend, spielpuppenhaft, eine moderne Coppelia. Unterbrochen wird dieser Berührungskampf durch ein Video, dass auf den vier Seiten des Aufführungsortes mit teilweise unterschiedlichen Szenenausschnitten abgespielt wird. Darin telefoniert Antonio Cabrita in einem Hotelzimmer, erreicht aber nur den Anrufbeantworter und bittet um Rückruf, da er nicht so recht weiß, wie es ihm geht.
In den nächsten Einstellungen ist das Zimmer bei jedem Betreten sparsamer möbliert, bis der Protagonist sich nur noch auf einer Matratze wiederfindet, wobei der Raum an ein Terroristencamp erinnert, zumal dann weitere Einstellungen einen Menschen mit übergezogener Plastiktüte zeigen. Im letzten Teil der Performance führt eine nackte Caroline Simon die Posen eines Künstlermodels vor, wobei die Leerstellen in den eingenommenen Posen jeweils von Antonio Cabrita ausgefüllt werden. Die Erwartungshaltung wird durch die Erfahrung erfüllt.
Silke.Z's "private spaces (the p.s.-project)" ist stellenweise zu langatmig, und der Zusammenhang der einzelnen Teile will nicht so recht klar werden. Die Nähe und der Kontakt zum Zuschauer sollten, so ein Anliegen Silke Z's, Teil der Inszenierung sein. Letztendlich bleibt aber auch hier, trotz der anfänglichen Mitmachaktion, der Zuschauer was er immer ist, ein Beobachter.
Choreografie, Konzept: Silke Z.
Tanz, Performance: Caroline Simon, Antonio Cabrita;
Konzept Film, Regie: André Zimmermann
Technische Ltg., Licht, Bühne: Ansgar Kluge
Film, Video: Jan Hanten, André Zimmermann
Sound: Sebastian Pohle
Supervision: Rudi Kamminga
Produktionsleitung: Katja Steinbach
Produktionsassistenz: Irena Vujicic
Am 01.11.2008 in Düsseldorf