Vor allem aber war E.T.A. Hoffmann ein Exzentriker, der etwa vom Fenster seiner Berliner Wohnung aus der Feuersbrunst zuprostete, die gerade das Schauspielhaus in Asche legte. Und er war Mittelpunkt diverser literarischer und musikalischer Zirkel – ein Star der Romantik.
Diese zutiefst deutsche Geisteshaltung hat auf das intellektuelle Frankreich stets eine große Faszination ausgeübt, und so braucht es nicht zu verwundern, dass zwei versierte französische Theaterdichter, Jules Paul Barbier und Michel Florentin Carré, Motive aus E.T.A. Hoffmanns literarischem Œuvre mit einer fiktiven Biographie des Poeten verbanden und, rund dreißig Jahre nach des Dichters Tod, als Drama 1851 in Paris mit einigem Erfolg vorstellten. Es ging darin um vier große unglückliche Lieben des Dichters, der sich als jugendlicher Liebhaber mit einer seelenlosen Puppe täuschen lässt, die Liebe seines Lebens in einer todgeweihten Sängerin findet, schließlich bei einer Kurtisane Trost sucht, ehe sich angesichts seiner Trunksucht auch sein letztes Ideal von ihm abwendet. Treu bleibt ihm nur die Muse.
Auf dieses Bühnenstück verfiel der aus Köln stammende, längst in Paris beheimatete Jacques Offenbach, als er 1876, nach Rückkehr von einer langen Amerika-Tournee, noch einmal zu einer großen fantastischen Oper ausholen wollte, einem Genre, in dem er sich mehrfach versucht, aber nie so reüssiert hatte wie mit seinen Operetten und opéra-bouffes. Die Arbeit an diesem letzten Werk ging dem bereits kränkelnden Komponisten nicht mehr flüssig von der Hand, und obwohl die Uraufführung (sie fand dann vier Monate nach Offenbachs Tod im Oktober 1880 statt) bereits vorbereitet wurde, bestand das Notenmaterial nicht aus einer Partitur, sondern Stößen von losen Blättern. Seitdem arbeitet sich die Forschung daran ab, aus den verstreuten und zum Teil auch widersprüchlichen Quellen eine sowohl bühnenwirksame wie von Entstellungen bereinigte Version zu edieren.
Auch für das Aalto-Theater haben Dirigent Stefan Soltesz, Regisseur Dietrich W. Hilsdorf und Gast-Dramaturg Norbert Abels eine eigene Spielfassung erstellt, die sich mit knappen gesprochenen Dialogen und fünfaktigem Aufbau am Usus der Entstehungszeit und wohl auch an den Intentionen des Komponisten ausrichtet.
Fantastische Oper in 5 Akten von Jacques Offenbach
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf
Bühne und Kostüme Johannes Leiacker
Dramaturgie Dr. Norbert Abels
Choreinstudierung Alexander Eberle