Und dann kommt Menuchim zur Welt, ein Krüppel und Epileptiker. Die Verzweiflung der Eltern ist gross, denn auch die Weissagung des Rabbis, Menuchim werde eines Tages gesunden, kann sie nicht trösten. Zudem bricht bereits neues Verhängnis über die Familie herein: die Sohne müssen zur Armee. Jonas geht mit Begeisterung, wittert die Chance, aus dem engen Leben auszubrechen; Schemarjah aber flieht nach Amerika und versucht sein Glück als Kaufmann.
Als Mirjam sich mit Kosaken abzugeben beginnt, sehen die entsetzten Eltern keinen anderen Ausweg, als Menuchim zurückzulassen und die gefährdete Tochter ebenfalls nach Amerika zu bringen – doch die Weltgeschichte holt sie ein.
Der grosse österreichische Schriftsteller Joseph Roth entwirft mit der Figur des Mendel Singer einen Hiob des 20. Jahrhunderts: Ein gläubiger Mensch, der infolge der Prüfungen, denen er sich ausgesetzt sieht, an seinem Gott verzweifelt. Ein Mensch, für den es kein wahres Zuhause gibt; feindlich präsentiert sich ihm das Leben im heimischen Russland, als feindlich erweisen sich die Verheissungen Amerikas, die Mendel den letzten Rest seiner Identität zu rauben drohen. Am Ende bleibt ihm nur das Bewusstsein seiner Schuld: er hat Menuchim im Stich gelassen. Was bedeutet ihm auch noch Identität ? Der Sohn Schemarjah heisst jetzt Sam, in den alten Traditionen lebt niemand mehr ...
So erzählt Roth auch davon, was es heisst, ein entwurzelter Fluchtender zu sein, er erzählt von Verlust und Assimilation. Vor allem aber erzählt er eine berührende Familiengeschichte mit überraschend hoffnungsvollem Ende.
Regisseur Ingo Berk und das neue Schauspiel-Ensemble stellen sich mit «Hiob» dem Berner Publikum vor. Ingo Berk ist 1975 geboren. Am Schauspielhaus Zürich arbeitet er als Regieassistent u.a. mit Christoph Marthaler, Stefan Pucher, Falk Richter und Andreas Kriegenburg und es entstehen erste eigene Regiearbeiten «Parasiten» von Marius von Mayenburg, «Der Pelikan» von August Strindberg und «The New Electric Ballroom» von Enda Walsh. Danach inszeniert er an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin «Augenlicht», beim Young Directors Project der Salzburger Festspiele «Der Stein», am Schauspiel Hannover «Schwarzes Tier Traurigkeit», «Prinz Friedrich von Homburg», am Theater Bonn u.a. «Die Trachinierinnen» und «Eines langen Tages Reise in die Nacht» und am Schauspielhaus Graz «Oedipus» und «Radetzkymarsch» sowie am Theater der Stadt Heidelberg «Die
Orestie» und «Maria Stuart».
Regie Ingo Berk
Bühne Damian Hitz
Kostüme Eva Krämer
Komposition/musikalische Leitung/Livemusik Patrik Zeller
Dramaturgie Stephanie Gräve
Musikerin Mia Schultz
Musiker Lukas Hasler
Mendel Singer Stéphane Maeder
Deborah Singer Milva Stark
Rabbi ua. Jürg Wisbach
Jonah, Mac Arne Lenk
Schemarjah David Berger
Mirjam Mariananda Schempp
Menuchim Lukas Hupfeld
Weitere Vorstellungen: 26. Sep | 21. Okt | 05., 10., 19., 29. Nov | 19. Dez 2015 | 05. Jan | 06., 24., 27. Feb 2016 Vidmar 1