Nach einem verheerenden Einfall der Römer in germanisches Gebiet schürt Hermann den Hass der Germanen auf die römischen Besatzer und es gelingt ihm, die germanischen Stämme hinter sich zu vereinen und die Römer unter Varus zu besiegen.
Heinrich von Kleists Drama „Die Hermannsschlacht“ wurde am 18. Oktober 1860 – 50 Jahre nach seiner Entstehung – in Breslau uraufgeführt. Nachdem das Stück zu Lebzeiten Kleists wenig Beachtung fand, benutzten es die Nationalsozialisten, um Hermann als nationale Identifikationsfigur zu feiern. Deshalb verschwand das Stück 1945 zunächst gänzlich von den deutschen Bühnen, bis es Anfang der achtziger Jahre eine Renaissance erfuhr. Die politischen Veränderungen der letzten 50 Jahre lassen Kleists Stück in neuem Licht erscheinen.
Die Würzburger Aufführung begreift Kleists „Hermannsschlacht“ als Stück über 2000 Jahre Politik, Gewalt und Manipulation. Hermann ist ein begnadeter Politiker, dem jedes Mittel recht ist, um die Interessen der um ihre Befreiung kämpfenden Germanen durchzusetzen. Dass diese Mittel auch dem ursprünglichen Zweck konträr gegenüberstehen, begreift er als lässlichen Kolateralschaden. Dass dabei die Opfer zu Tätern werden, die den eigentlichen Besatzern in Nichts nachstehen, verweist nicht zufällig auf die revolutionären Veränderungen im 20. Jahrhundert, aber auch auf die aktuellen Befreiungsbemühungen etwa in Libyen.
Um dies zu verdeutlichen, verlegen Stephan Suschke und Momme Röhrbein die Handlung vom Teutoburger Wald in ein verfallenes Schlachthaus. Das Stück wird komplettiert durch Lothar Trolles Zwischenspiel „Germanien lodert“, dass für die Würzburger Aufführung geschrieben wurde und individuelle Geschichten im Krieg aufscheinen läßt, die auch in Würzburg spielen.
Inszenierung: Stephan Suschke
Bühne und Kostüme: Momme Röhrbein
Licht: Roger Vanoni
Dramaturgie: Mona Becker
Die Germanen:
Hermann, Fürst der Cherusker: Bernhard Stengele
Thusnelda, seine Gemahlin: Anne Diemer
Rinold und Adelhart, seine Kinder: Mitglieder der Kinderkomparserie des Mainfranken Theaters Würzburg: Paul Breunig, Camillo Fandrich, Julian Popp, Anton Höfler
Eginhardt, sein Rat: Max De Nil
Luitgar und Astolf, dessen Söhne: Philipp Reinheimer
Marbod, Fürst der Sueven, Verbündeter des Hermann: Klaus Müller-Beck
Attarin, sein Rat: Rainer Appel
Komar, suevischer Hauptmann: Robin Bohn
Greis, ein Augenzeuge: Rainer Appel
Teuthold, ein Waffenschmied: Georg Zeies
Hally, dessen Tochter: Carolin Kipka a. G.
Eine Alraune: Issaka Zoungrana
Aristan, Fürst der Ubier, Verbündeter des Varus: Carolin Kipka a. G.
Fust, Fürst der Cimbern, Verbündeter des Varus: Robin Bohn
Chor der germanischen Fürsten / Chor Volk: Georg Zeies, Max De Nil, Rainer Appel, Robin Bohn, Carolin Kipka a. G., Klaus Müller-Beck, Philipp Reinheimer, Issaka Zoungrana und Mitglieder des Bürgerchores des Mainfranken Theaters Würzburg: Michael Apel, Hans-Martin Blank, Franz-Peter Genser, Siegfried Gressel, Felix Hemberger, Volker Kauszok, Johannes Kufner, Christoph Mansky, Reinhold Stauder, Lothar Wolz
Germanische Hauptleute & Volk: Rainer Appel, Robin Bohn, Max De Nil,
Philipp Reinheimer, Georg Zeies
Die Römer:
Quintilius Varus, römischer Feldherr: Maria Brendel
Ventidius, Legat von Rom: Kai Christian Moritz
Septimius, römischer Anführer: Georg Zeies
Römische Feldherren und Soldaten: Rainer Appel, Robin Bohn, Klaus Müller-
Beck, Philipp Reinheimer, Georg Zeies