Durch einen Tippfehler landet eine E Mail, Absender Emmi Rothner, irrtümlicherweise im Postfach von Leo Leike und die beiden kommen plaudernd chattend ins Gespräch. Ungezwungen, ehrlich und wunderbar witzig nähern sie sich schnell an: Leo, Spra chpsychologe und Uniassistent, knabbert an der Wieder Einmal Trennung von seiner Freundin Marlene, während Emmi der eintönige Alltag zu schaffen macht. Geschützt durch die Anonymität des Internets entsteht für beide ein virtueller gemeinsamer Raum voller S ehnsüchte und nicht gelebter Selbstentwürfe, ein Raum, in dem unverbindlich Unterbewusstes und tiefste Ängste ans Licht
kommen dürfen, weil hier alles ausgesprochen werden kann.
Aus der harmlosen Unterhaltung wird aufrichtige, gegenseitige Zuneigung. Abe r würde so viel digitale Nähe einer realen Begegnung standhalten? Würde damit nicht das Bild zerbrechen, welches im Kopf des jeweils anderen über die Zeit entstanden ist? Und wie kann eine Begegnung aussehen, bei der nicht wie im Netz per Mausklick von Nähe auf Distanz geschaltet werden kann?
Daniel Glattauers Gut gegen Nordwind wurde 2006 für den Deutschen Buchpreis nominiert und als Bestseller in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seitdem gehört er zu den Klassikern der modernen Literatur und erlangt in d iesen Zeiten ganz neue Aktualität und Brisanz, weil er so unmittelbar spürbar macht, dass Nähe weit mehr ist als eine Berührung.
Regie: Carsten Knödler
Bühne und Kostüme: Ricarda Knödler und Frieda Knödler
Es spielen: Lisanne Hirzel und Konstantin Weber