Doch das größte Rätsel ist Turandot, eine der unnahbarsten und furchtbarsten Versionen der femme fatale in der Kunst, selbst. Was treibt sie an? Warum ist sie so abweisend, so undurchdringlich und übt doch eine so ungeheure Faszination aus? Als es einem unbekannten Prinzen gelingt, die drei Rätsel zu lösen, gerät ihre Welt ins Wanken. Um dem Fremden nicht gehören zu müssen, setzt Turandot alles daran, seinen Namen in Erfahrung zu bringen und schreckt dafür auch vor Todes¬drohungen, Erpressung und Folter nicht zurück…
Puccini schafft in seiner großartigen Partitur einen völlig eigenen Kosmos, in dem die Musik nur vordergründig „chinesisch“ klingt. Er zeichnet eine von einer seltsamen Mischung aus Blut und Luxus bestimmte, dekadente Welt, in der sich die Masse abwechselnd angezogen und ange¬widert von den öffentlichen Hinrichtungen zeigt. Maschinell anmutende Rhythmen, architektonische Schichtungen von Klängen und suggestive Motivik erzeugen einen starken Sog in die aufwühlende Geschichte hinein. Es sind die Tendenzen der bewegten Zeit der Zwanziger Jahre, die Puccini als Seismologe seiner Epoche aufspürt und in einem der atemberaubendsten Werke des Musiktheaters zu Gehör bringt.
Mit Puccinis „Turandot“ stellt sich die Dresdner Regisseurin Andrea Moses, die sowohl im Schauspiel als auch im Musiktheater in den letzten Jahren mit zahlreichen erfolgreichen Arbeiten auf sich aufmerksam gemacht hat, erstmals dem Weimarer Publikum vor. Unter der musikalischen Leitung des renommierten Opern- und Konzertdirigenten Will Humburg erlebt ihre Inszenierung dieses finalen Meisterwerks des italienischen Komponisten ihre Premiere.
In der Titelpartie ist Catherine Foster bzw. am 1. und 30.5. die Sopranistin Claudia Iten zu erleben. Den unbekannten Prinzen (Calaf) singt der Tenor Ki-Chun Park, der für den bereits länger erkrankten Pieter Roux die Premiere und die ersten zwei Vorstellungen übernimmt. Die Partie der Slavin Lìu gestaltet Larissa Krokhina. Alexander Günther, Artjom Korotkov und Frieder Aurich geben die drei Minister Ping, Pang und Pong. Calafs Vater Timur wird von Renatus Mészár gesungen. Daneben sind Klaus Gerber bzw. Günter Moderegger als Altoum, der Kaiser von China, und Philipp Meierhöfer als ein Mandarin besetzt.
Es singen der Opernchor des DNT Weimar und der Philharmonische Chor Weimar sowie der Chor Die Ameisenkinder des Goethegymnasiums Weimar (Einstudierung: Markus Oppeneiger).
Es spielt die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Will Humburg. Bühne und Kostüme für die Inszenierung von Andrea Moses entwarf Christian Wiehle.