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„Fundament“ von Jan Neumann im Landestheater Detmold

Premiere: Donnerstag, 14. März 2019, 19.30 Uhr, Grabbe-Haus

Das Fundament ist die (geistige) Grundlage, auf der wir stehen, die Basis, von der aus wir versuchen unser Leben zu gestalten. Der Dramatiker Jan Neumann stellt in einem Szenenreigen fünf Protagonist*innen vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist der vereinsamte Rentner mit Redezwang, die nicht wirklich glückliche Ehefrau und Mutter auf Selbsterfahrungstrip, der planlose WG-Student mit Helfersyndrom, die elegante, alleinstehende Dame, die auf einen Begleitservice zurückgreift, um ihre Gefühlskälte zu vertuschen, und der vielbeschäftigte, engagierte und erfolgreiche Ehe- und Geschäftsmann, der alles unter einen Hut zu kriegen scheint.

Alles zufällig herausgegriffene Geschichten, verbunden durch den Flug einer Taube und einen Sprengstoffanschlag auf den örtlichen Hauptbahnhof. Das Fundament des Bahnhofs wie des Lebens der vorgestellten Menschen zeigt Risse. Manche sind direkt betroffen, weil sie vor Ort waren, andere hören von dem Anschlag aus den Nachrichten. Allen gemeinsam ist: Keines der Leben ist so, wie es vorher war.

Zu Autor und Stück
„Fundament“ liest sich wie eine Partitur mit Leitmotiven, die die unterschiedlichen Geschichten aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten raffiniert verbinden. Der Glaube ist dabei eines dieser Leitmotive des Abends, nicht nur auf die Religionen bezogen, und die Frage, was einen Menschen zum Selbstmordattentäter werden lässt. Denn alle Figuren eint ein übergeordneter Zusammenhang: Ein Sprengstoffanschlag zerstört den Bahnhof. Einige von Neumanns Helden entkommen, andere sterben.

Der Dramatiker Jan Neumann erhielt für „Fundament“ den Förderpreis für Komische Literatur der Stadt Kassel. In der Begründung des Stiftungsrates heißt es: „Jan Neumanns faszinierende Theatertexte stellen sich einem Zeitalter, das sich in fundamentaler Verwirrung glaubt, auf eine kritische, moralische und dennoch unterhaltsame Weise. Sie entfalten ein breites Panorama an aktuellen Lebenserfahrungen und kluger Reflexion und beherrschen dabei alle Tonlagen des Komischen von burlesker Albernheit bis zu melancholischer Tragikomik.“ (Aus der Begründung des Stiftungsrates zur Verleihung des Förderpreises 2011 für Komische Literatur der Stiftung Brückner-Kühner der Stadt Kassel)

„Ich habe die Sehnsucht, im Theater eine Geschichte erzählt zu bekommen, die mich berührt, weil sie eben mit dem Leben zu tun hat“, sagt der 43-jährige Dramatiker. Von den ganz alltäglichen kleinen Dramen, wie sie jedes Leben bereithält, handeln daher auch seine Stücke und Stückentwicklungen, denn seine Texte entwickelt Jan Neumann oft während des Inszenierungsprozesses gemeinsam mit den Schauspielern. Er nutzt die Anregungen und die aus den Situationen heraus improvisierten Textpassagen der Darsteller und gießt sie anschließend in eine dramatische Form. So war es auch bei „Fundament“, das 2009 gemeinsam mit Schauspielerinnen und Schauspielern des Staatsschauspiels Stuttgart entstand. Eine Stückentwicklung zum Thema „Glaube“.

Inszenierung Jan Steinbach
Bühne und Kostüm Nora Johanna Gromer
Dramaturgie Lea Redlich

Wolfgang Röhrig / Ole / Günther / Arzt Gernot Schmidt
Junger Mann / Benfamin Ullrich / Herbert /
Pfleger / Dr. Friedrich Kremm Anton Becker
Zugchefin / Ute / Bettina Lauterbach /
Jaqueline Kremm Jorida Sorra
Fahrgast / Petra / Cordula /
Marianne Krüger-Kaufmann Alexandra Riemann
Erzähler, Angestellte der Werbeagentur Dr. Kremm,
Johann Lukas, Dascha Golubeva, TV Journalistin,
Nachrichtensprecher Ensemble

Vorstellungen: 17.03. / 18.03. / 20.03. / 31.03. / 04.04. / 06.04. / 07.04. / 13.04. / 12.06. / 13.06. / 19.06.2019

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