Dieser Ort, der in mehrfacher Hinsicht als Sinnbild sozialer und institutioneller Isolation verstanden werden kann, bildet den Hintergrund der begehbaren Inszenierung, die als Mischung aus Theater und Rauminstallation angelegt ist. RUHRORTER nimmt sich der Räumlichkeiten an und setzt sich anhand persönlicher Geschichten und Traumbilder von Flüchtlingen spielerisch zu ihnen ins Verhältnis. Das Publikum ist eingeladen, sich diesen Ort ebenfalls zu erschließen: In den leerstehenden Zellen mischen sich Stimmen der Vergangenheit und Gegenwart, alte Lieder mit dem Geruch des Kartoffelkellers. Durch die nassen Fenster ist das Kreisen der Vögel zu sehen - und mit dem Einbruch der Nacht folgen wir den Schatten unserer Füße.
Der dritte Teil des Projekts setzt sich mit der institutionellen und sozialen Ausgrenzung von Flüchtlingen und Asylsuchenden durch die Unterbringung in isolierten Unterkünften und Lagern auseinander. Hauptanliegen ist es, soziale Isolation ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft zu rücken und zumindest zeitweise aufzubrechen. Auf der Basis von Recherchearbeit, die prozessbegleitend immer wieder veröffentlicht wird, entstehen Interventionen und mediale Inszenierungen, eine Rauminstallation und schließlich Theater. Anknüpfend an die Erfahrungen mit den beiden ersten Teilen, soll durch den Einsatz dieser Mittel die Integration von temporär in der Stadt lebenden Flüchtlingen in die Stadtgesellschaft gefördert und die negative Wahrnehmung in der Bevölkerung positiv beeinflusst werden. Gleichzeitig wird auf andere historische und aktuelle Formen von Isolation und Ausgrenzung in der Stadt verwiesen, die das Thema universell erweitern. Dazu geht das Projekt von der Geschichte des ehemaligen Frauengefängnisses in Mülheim an der Ruhr aus, welches nach der Schließung in den 90er Jahren zwischenzeitlich als Abschiebegefängnis und aktuell als Drogenberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt Mülheim (AWO) genutzt wird, deren Drogenhilfezentrum derzeit das ehemalige Frauengefängnis nutzt. Ein Ort also, der in mehrfacher Hinsicht als Sinnbild sozialer und institutioneller Isolation verstanden werden kann, dient als konkreter Ausgangspunkt des Projekts. Dazu hat RUHRORTER und das Theater an der Ruhr eine Kooperation mit der AWO vereinbart. Die AWO wird Räume zur Verfügung stellen (z.B. Isolationszellen) sowie Klienten zur Mitarbeit am Projekt vermitteln.
Zunächst betrachtet das Projekt die Stadt als eine Grundrissorganisation mit vielen Innenräumen, in denen unterschiedliche Menschen leben, vielfältig, unübersichtlich. Gefängnisse sind dabei als Extremfall zu verstehen. Es sind einschließende Institutionen, die Gefangene in klar definierte Räume zwingt. Der künstlerische Versuch von UND DIE NACHT MEINES ANFANGS wird sein, zu der Gefängniszelle ein Gegenbild zu setzen. Wie kann, und diese Fragestellung zieht sich durch die Trilogie, räumliche Beschränkung als Voraussetzung für gedankliche Freiheit verstanden und genutzt werden?
Detaillierte Informationen zu diesem Projekt gibt es unter: ruhrorter.com
Kartentelefon 0208 599 01 88
Ort: Ehemaliges Frauengefängnis, Gerichtstraße 11, 45468 Mülheim
13.Juni 20:00
14.Juni 20:00
19.Juni 20:00
20.Juni 20:00
21.Juni 20:00
26.Juni 20:00
27.Juni 20:00