Zum Inhalt: Der alte Faust will seinem verfehlten Leben ein Ende setzen. Er begehrt nicht Ruhm und Reichtümer, sondern Jugend und Liebe. Als Mephistopheles ihm das Bild Margarethes zeigt, verliebt sich Faust sofort in die junge Frau und denkt nicht mehr ans Sterben. Er verschreibt Mephistopheles seine Seele und erhält dafür seine Jugend zurück. Mit Mephistopheles’ Hilfe gelingt es dem jungen Faust, sich der schönen Margarethe zu nähern, die sich ihm hingibt. Von Faust verlassen, erfleht die werdende Mutter die Gnade des Himmels. Ihr Bruder Valentin, der im Duell die Ehre seiner Schwester verteidigen will, wird von Faust getötet. Im Sterben verflucht er seine Schwester. Fausts verzweifelter Versuch, sie zu retten, scheint aussichtslos...
Geschichtliche Vorlagen: Die Figur des Faust hat ihren Ursprung vermutlich in der realen Person des Gelehrten Georg Faust (ca. 1480 - 1538), um den sich bereits zu Lebzeiten unzählige Sagen rankten. Sein unerwarteter und plötzlicher Tod gab Anstoß zu der Legende, der Teufel habe ihn geholt. Im Laufe der Jahre haben zahlreiche Autoren sich der Mythen um jenen Faust bemächtigt und verschiedene Bearbeitungen des Stoffes vorgenommen (und einige Details hinzu erfunden). Erste schriftliche Aufzeichnungen der Geschichte Fausts reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Etwa um das Jahr 1500 fanden sich in Zauberbüchern („Grimoires“) sogenannte „Höllenzwänge“, also Zaubersprüche, die einem gewissen Johann Faust zugeschrieben wurden. Im Jahre 1587 erscheint die „Historia von D. Johann Fausten“, auf der auch Christopher Marlowes Drama (1588) basiert. Erst im 17. und 18. Jahrhundert entwickeln sich die Figuren Mephistopheles und Margarethe.
Zwischen 1772 und 1832 beschäftigt sich auch Johann Wolfgang von Goethe mit der Faust-Legende und schreibt sein großes, bis heute wegweisendes Faust-Drama. Angelehnt daran entwirft Michel Carré 1850 das Bühnenstück „Faust et Marguérite“, welches wiederum als Vorlage für Charles Gounods Oper (1859) dient.
150 Jahre nach der Uraufführung (19. März1859, Paris, Théâtre Lyrique) und 140 Jahre nach der Erstaufführung der überarbeiteten Fassung (3. März 1869, Paris, Opéra) erfreut sich Gounods „Faust“-Oper nach wie vor größter Beliebtheit. In Deutschland allerdings hat man aus Pietäts-Gründen Goethe gegenüber die Oper meist unter dem Titel „Margarethe“ aufgeführt. So auch bei der letzten Inszenierung am Chemnitzer (Karl-Marx-Städter) Opernhaus im Jahre 1986.
Regisseur Jakob Peters-Messer hat bereits 2007 mit der Inszenierung der selten gespielten Mascagni-Oper „Iris“ einen großen Erfolg in Chemnitz gelandet und beleuchtet nun den Klassiker aus einer erfrischend neuen Perspektive. Seine szenische Darstellung innerer Vorgänge der einzelnen Charaktere verheißt spannende Einblicke in die Psyche – insbesondere Fausts und Margarethes. Das Deutschland des 16. Jahrhunderts findet dabei in der heutigen Konsumwelt eine moderne Entsprechung, die nicht zuletzt beweist, dass der Kern der Geschichte zeitloser nicht sein könnte.
Aufführung in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: David Marlow
Inszenierung: Jakob Peters-Messer
Ausstattung: Markus Meyer
Chöre: Olivia Gladosch
mit: Stanley Jackson (Faust), Kouta Räsänen (Mephistopheles), Judith Kuhn (Margarethe), Lee Poulis (Valentin), Jana Büchner / Susanne Thielemann (Siebel), Martin Gäbler (Wagner), Monika Straube (Marthe)
Chor und Extrachor der Oper Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie